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Barbara Rebmann

Schon ist der letzte Programmpunkt im Jahresprogramm der Arbeitsgruppe Museen in Arbeit. Im Hintergrund wurden bereits zehn historische Schneiderbüsten eingesammelt. Jetzt sind genügend «Models» bereit um die Adventsstube bevölkern zu können. Dazu herzlichen Dank an all die Donatorinnen und Leihgeberinnen. Die historischen Wäschestücke, die wir als Thema in der Adventsstube präsentieren wollen, sind ausgewählt und werden aktuell aufbereitet. Jedes einzelne Kleidungsstück wird noch einmal auf seine «Stabilität» geprüft und in der Waschmaschine im Schonwaschgang durchgespült. Danach wird fein säuberlich gestärkt und gebügelt, um auch jede Bise, jede Ziernaht und jedes Rüscheli oder Spitzli schön glatt zu kriegen.

Bei dieser kniffligen Bügelarbeit fragt man sich doch heute, wie haben das die Waschfrauen im 18. und 19. Jahrhundert geschafft? Sie arbeiteten, wie es der Name schon sagt, mit schweren eisernen Bügeleisen, die dann erst noch mit glühenden Kohlestücken gefüllt oder an einem speziellen Anstellofen aufgeheizt wurden. Wie kann man mit so etwas Klobigem so feine Weisswäsche glattbügeln, ohne sie zu verbrennen oder Glutlöcher in den Stoff zu brennen?  Die ersten elektrischen Bügeleisen wurden nämlich erst in den 1890er Jahren entwickelt. Sie heizten sich aber ununterbrochen weiter auf! So musste mit Wasserspritzern dauernd die Temperatur geprüft und dann schnell die Stromzufuhr unterbrochen werden, bevor alles verkohlte. Der erste Thermostat zum automatischen Unterbrechen der Stromzufuhr wurde dann erst 1929 erfunden, in Form eines offenliegenden Bimetall-Streifens. Also sind wir heute mit unseren leichten, auf Wunsch dampfenden und auf die genaue Temperatur der Stoffart einstellbaren Bügeleisen richtig verwöhnt.

Auch die Wäschestärke hat sich gewandelt. Sie kam schon im 16. Jahrhundert am englischen Königshof in Mode und wurde aus stärkehaltigem Mehl, Wachs und geheimen Zutaten zusammengekocht. Die gleiche Mischung wurde damals übrigens auch zum Stabilisieren der Hochsteckfrisuren und Zapfenlocken genutzt. Es war aber eine komplizierte Prozedur, die aufgekochte Stärke nicht mehr kochend, aber trotzdem noch flüssig aufzubringen, bevor das Wachs aushärtete. Ab dem späteren 19. Jahrhundert nutzte man dazu dann meistens nur noch Kartoffel-, Reis- oder Maisstärke ohne Wachs. Heute haben wir praktische Fertigprodukte zur Verfügung, die bereits in der Waschmaschine oder erst beim Bügeln aufgebracht werden.

Auf jeden Fall war nicht nur das Bügeln Schwerstarbeit, sondern auch schon das vorhergehende Waschen. In historischen Zeiten musste zuerst aus gesiebter Buchenasche eine Lauge gekocht werden, in die man die Wäsche einlegte. Die Lauge wurde dann mehrfach abgelassen, frisch aufgekocht und erneut über die Wäsche gegossen. Am nächsten Tag wurde alles dann von Hand auf dem Waschbrett geschrubbt oder auf die «Brätschi», ein stabiles Holzbrett, geschlagen. Abschliessend wurde, mangels Wasserleitung ins Haus, im Dorfbrunnen oder im nahen Bach gespült. Dabei machte es das Eigengewicht des nassen, zumeist handgewobenen Leinenstoffes auch nicht einfacher. Kein Wunder hat man damals die gleiche Wäsche wochenlang genutzt und nur ein- bis zweimal im Jahr so einen körperlich anstrengenden Waschtag durchgeführt.

Noch in der Mitte des 20. Jahrhunderts wurden sogenannte «Wösch-Hääfe» in jedem Haus genutzt und die meiste Arbeit fand im Sommer und im Winter draussen statt. Vor dem jetzt etwa monatlich stattfindenden Waschtag mussten die Männer zuerst genügend Feuerholz vorbereiten, danach verschwanden sie in der Regel bis alles vorüber war. Am Waschtag wurde dann der Bottich mit genügend Wasser gefüllt und eingefeuert. Die Weisswäsche wurde mit der Lauge oder später dem Seifenwasser im Bottich gekocht und mit einem Stössel bewegt. Anschliessend wurden die nassen und schwerenStücke mit einer grossen Holzzange in einen Zuber gehoben und wo nötig auf dem Waschbrett von Hand weiter geschrubbt. Das Spülen ging mit der Wasserzufuhr bis zum Haus nun schon etwas einfacher. Aber vorallem das Auswringen und anschliessende Aufhängen von Leintüchern im Garten an der langen «Wölschhänki» war dann noch einmal ein weiterer Kraftakt. Wenn dann der Waschtag endlich vorbei war, hatten die Frauen spröde Hände, einen krummen Rücken und logischerweise schlechte Laune.

Da sind wir AGM-Frauen doch froh, können wir heute einfach Wäsche einfüllen, das passende Feinwaschprogramm wählen und die Maschine macht ganz alleine und schonend was sie soll. Auch beim Stärken greifen wir ausnahmsweise zu Fertigprodukten und bügeln mit Dampf und einem Temperaturregler.

Das Bauernhausmuseum ist geschlossen. Besuchen Sie aber unser Adventsfenster vom 6. Dezember bis 6. Januar 2025.

Das Ortsmuseum ist am Sonntag, 24. November von 14 – 17 Uhr geöffnet, im Dezember ist auch hier geschlossen. Gezeigt werden neben der geschichtlichen Entwicklung von Muttenz, diverse Sonderausstellungen. Es stehen auch Kopien historischer Tischspiele und das neue Muttenz Memory für Jung und Alt bereit. Besuchen Sie zum letzten Mal die zu Ende gehende Sonderausstellung mit dem historischen Weihnachtsschmuck aus dem letztjährigen Adventsfenster.

Bügeleisen
Unsere historischen Bügeleisen, eines schwerer als das andere

um 1910
1910 steht links neben der Türe der «Wöschhaafe», die Hausfrau schrubbt auf dem Waschbrett und der Gartenzaun dient als Wäscheständer.1940er Jahre
Auch in den 1940er Jahren standen die Bottiche und der «Wöschhaafe» noch draussen.
BhM-Adventsfenster
Was verbirgt sich hinter den Fensterläden?