Barbara Rebmann
Wenn andere in die Sommerferien fahren, geht es in den Museumsdepots richtig los. So hatte die Arbeitsgruppe Museen die Möglichkeit aus den Räumen der Hauptstrasse 27 und 29 einige historische Objekte aussuchen zu dürfen. In Begleitung von Willy Ballmer, als Vertreter der Erbengemeinschaft, suchten Ruedi Bürgin und Barbara Rebmann Kleinobjekte aus Haushalt, Gartenbau und Werkstatt aus, die in der Art noch nicht in unseren Sammlungen enthalten sind. Leider war es nicht möglich, die fest eingebauten schweren Einrichtungsteile wie Schüttsteine aus Sandstein oder Steingut oder gar den historischen Feuerherd und die Anstellöfeli mitzunehmen. Sie hätten unsere Sammlung aufs Beste erweitert, sind aber fest eingemauert. Willy Ballmer liess es sich dann nicht nehmen, die Objekte mit seinem auch schon fast museumswürdigen Rapid gleich selber bergauf ins Depot Geispel zu chauffieren. Für diese Unterstützung bedanken wir uns herzlich, ersparte sie uns doch das immer schwieriger werdende Suchen nach einem kurzfristig verfügbaren Transportfahrzeug.
Auf dem Vorplatz des Depots hatte unser Museumsassistent Beat Zimmermann bereits das «Fotostudio» aufgebaut und erwartete gespannt die Neuzugänge. Als Erstes war dann aber nicht der Kulturhistoriker oder Museumstechniker gefragt, sondern seine Fähigkeiten als Hausmann. Die ausgewählten Objekte hatten in den vielen Jahren, die die Häuser nicht mehr bewohnt waren, ziemlich Schmutz und Staub angesetzt. Der musste nun als erstes in einem improvisierten Waschdurchgang abgespült werden, damit eine sinnvolle Triage möglich war. Eine Woche später übernahmen dann Myrtha Seiler und Marianne Landgrebe den restlichen «Abwasch». Die heissen Temperaturen und der Wind halfen jeweils die Objekte schnell und vollständig zu trocknen. So konnten auch Korbwaren und Hölzernes mit dem Schlauch abgespritzt werden, was eigentlich bei der Museumsarbeit sonst nicht erlaubt ist, denn so trägt man ungewollt Feuchtigkeit in die Depoträume.
Im Zuge dieser Inventarisierungsarbeiten gibt es noch einen «Meilenstein» zu vermelden: Wir haben die Schwelle von 8000 Inventarnummern bei den kulturhistorischen Objekten überschritten.
Ende Juli fand eine weitere Aktion der Arbeitsgruppe Museen zusammen mit dem Förderverein Museen Muttenz statt. In beiden Depots waren viele Lederwaren für Zugtiere eingestellt worden, also Zaumzeug, Chummet, Sättel und Schellengehänge. Diese waren stark mit einer Fettschicht und darauf klebendem Staub verschmutzt. Schliesslich waren sie über viele Jahrzehnte regelmässig mit Lederfett eingerieben und so geschmeidig gehalten worden. Zum Schluss gelangten sie direkt aus den Scheunen und Ställen ins Depot und blieben bis jetzt mehrere Jahrzehnte unberührt und ungereinigt liegen. All das Leder sollte nun museumstauglich aufbereitet werden - es fragte sich nur wie?
Nach monatelangem, intensivem Mailverkehr mit verschiedenen Restaurierungsfachleuten zum Thema Lederkonservierung war die Lösung unseres Problems endlich klar. Die Lederfette, welche zum Geschmeidighalten des Leders benutzt worden waren, scheinen nicht geeignet für eine Langzeitlagerung in einem Museumsdepot. Die überall in der Umgebungsluft vorhandenen Schimmelsporen könnten sich auf dieser «Fettschicht» einnisten und die Oberfläche dann tiefgehend durchdringen. Sind die ersten Schimmelspuren an der Oberfläche erkennbar ist es bereits zu spät, denn das Leder ist dann tief drinnen seit langer Zeit schon unsichtbar geschädigt. Die Pilzgeflechte können dann nur noch mit hochgradig giftiger Chemie abgetötet werden. Das wiederum schadet den im gleichen Raum eingelagerten Objekten und würde auch für die Mitarbeitenden in den Depots gefährlich. Die ausdünstenden Chemikalien können in unseren geschlossenen Räumen nicht durch Lüften entfernt werden. Hingegen könnten ohne Schimmelprävention die Schimmelsporen gesundheitsgefährdende, allergische Reaktionen auslösen, was wir mit unserer Reinigungsaktion verhindern wollten.
Anlässlich einer «Frischluftveranstaltung» auf dem Schulhausplatz im Donnerbaum wurden unsere Lederwaren mit einem Gemisch aus Waschbenzin und Ethanol gereinigt und soweit möglich entfettet. Mit grossem Eifer waren die Fördervereinsmitglieder an der Arbeit und putzten was das Zeug hält. Bald konnten die grossen und schweren Geschirre auf ihrem Lagergestell wieder ins Depot im Keller des Schulhauses Donnerbaum zurückgebracht werden, wo sie hoch oben auf ihrem neuen Lagergestell aufgehängt wurden.