Barbara Rebmann
Seit dem 6. Dezember sind im Adventsfenster des Bauernhausmuseums traditionell geschmückte Weihnachtsbäumchen zu sehen und dazu historischer Weihnachtsschmuck aus den Museumssammlungen. Geschmückte Christbäume sind keine Erfindung der Neuzeit: Aufzeichnungen aus dem Elsass, aus dem frühen 17. Jahrhundert, schildern den dort bereits üblichen Brauch zu Weihnachten einen immergrünen und mit Leckereien geschmückten Baum in die Stube zu stellen. Da die Laubbäume im Dezember schon längst ihre Blätter verloren haben, fiel die Wahl wohl sehr schnell auf die immergrünen Tannen aus den heimischen Wäldern. Der Brauch entwickelte sich im 18. Jahrhundert weiter, wanderte wohl mit Dienstboten und Händlern in die umliegenden Länder und war bald auch in der Schweiz verbreitet. Dass allerdings Waldbesitzer schon bald gegen diesen Brauch ankämpften war logisch, denn wer konnte, ging damals in den nächsten Wald und sägte sich selber den nächstbesten Baum. So kam es dann an verschiedenen Orten zu Verboten und die Christbäume mussten auf einem speziellen Markt angeboten werden. Daraus entwickelten sich dann mit der Zeit die heutigen Weihnachtsmärkte.
Rot und grün waren übrigens früher die angesagten Symbolfarben für das christliche Weihnachtsfest. Das Rot symbolisierte das Blut Christi, durch welches die Welt erlöst worden war und das Grün der Tannäste stand für Hoffnung und Treue. So fanden sich diese Farben früher ausschliesslich auch beim Adventskranz, der aber ein neuzeitlicher Brauch aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts ist und erst ab den 1930er Jahren bei uns so richtig in Mode kam.
Wer nun schon einen Blick in unser Adventsfenster gewagt hat, hat sich bestimmt gewundert, dass diese historischen Weihnachtskugeln gleich aussehen, wie die heutigen. Glaskugeln gibt es bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Sie wurden anfangs mehrheitlich in Sachsen und Thüringen in einzelnen Glasbläsereien hergestellt. Hier bei uns sind sie aber wohl erst gegen 1900 in Mode gekommen, als die Kugeln wegen ihrer Beliebtheit fabrikmässig in grossen Mengen hergestellt und exportiert worden waren. Trotzdem konnten sich nicht alle Muttenzer Familien glänzende Glaskugeln leisten und so nahm man als Schmuck für den Weihnachtsbaum das, was es bereits im und ums Haus gab. Im Wald holte man Föhren- und Tannzapfen, sammelte Baumnüsse und bastelte selber Stroh- oder Papiersterne. Wer das Glück hatte einen Weihnachtsapfelbaum zu besitzen oder zu wissen wo einer stand, konnte sich die roten Äpfel an den Baum hängen. Auch Änisbrötli, kleine Lebkuchen oder Zuckerstangen und später auch Schokolade waren als Schmuck sehr beliebt, weil man ihn hinterher sogar noch essen konnte.
Als dekorative und kostengünstige Alternative zu den zerbrechlichen Glaskugeln kam im 19. Jahrhundert auch Christbaumschmuck aus Karton und Papier auf den Markt. Oft wurden Sterne oder Engel als Bastelbogen gekauft und daheim mit der Schere selber ausgeschnitten. In der Regel waren diese Figuren mit Rauschgold überzogen, welches dem Blattgold ähnelt, aber aus kostengünstigerem Messing in haardünne Blätter gewalzt worden war. Die Silbervariante entstand bereits im 17. Jahrhundert aus einer Zinn-Blei-Legierung, auch Stanniol genannt. Sie kam aber erst ab 1878 als Weihnachtsschmuck, hauptsächlich als Lametta, in den Verkauf. Lametta symbolisiert Eiszapfen, die von den Tannästen herabhängen. Weil jegliche Art von Christbaumschmuck im Verhältnis zum Einkommen teuer war, hegte und pflegte man ihn über Jahrzehnte und vererbte ihn auch weiter. Die vom Gebrauch zerknitterten Lamettastreifen wurden sogar wieder sorgfältig geglättet und für das nächste Jahr beiseitegelegt.
Kerzen zu Weihnachten sind bereits zum Ende des 18. Jahrhunderts in wohlhabenden Familien in Mode gekommen. Zuerst füllte man Talg in halbe Walnussschalen, was aber beim Abbrennen eine starke Russentwicklung ergab. Das später dazu genutzte Bienenwachs war teuer und konnte darum nicht so verschwenderisch abgebrannt werden. Erst die Erfindung von Stearin 1818 und Paraffin 1837 machte Kerzen für alle Bevölkerungsschichten erschwinglich. Etwa Mitte des 19. Jahrhunderts entstand die Mode, Kerzen direkt mit Wachstropfen am Weihnachtsbaum zu befestigen. Dies war aber eine knifflige Arbeit und die Kerzen hingen oft unberechenbar schräg an den Ästen oder stürzten nach dem Anzünden durch die Wärme der Flammen ab. Erst im Jahr 1879 wurden die ersten Klemmhalter in Amerika entwickelt und kurz danach kamen dann Pendelhalter auf den Markt, welche die Kerze auch noch aufrecht im Gleichgewicht hielten.
Wer bisher unseren historischen Weihnachtsschmuck im Adventsfenster des Bauernhausmuseums im Oberdorf 4 noch nicht besucht hat, hat noch Gelegenheit bis zu Dreikönig. Dann werden die Lichter gelöscht, die Aufgangstreppe wird entfernt und die Stube wieder leergeräumt.