aus Karl Jauslin und die Basler Fasnacht (21.2.2011)
von Peter Habicht
Die EDV-Inventarisierung der Jauslin-Sammlung schreitet munter voran. Immer wieder zeigen sich neue Facetten im vielseitigen Schaffen des Muttenzer Künstlers. So dürfte beispielsweise den wenigsten bekannt sein, dass Jauslin über Jahrzehnte sehr eng mit der Basler Fasnacht verbunden war.
Die ältesten Arbeiten stammen aus den frühen 1880er-Jahren. Zu ihnen gehören der „Fastnachtsball im Casino“, den Jauslin für die „Leipziger Illustrirte“ zeichnete oder die Darstellung des Morgestraichs in E. Krons „Bilder aus dem Basler Familienleben“.
Zur selben Zeit begann Jauslin, für den Basler Lithographen Müller-Schmid den Cortège zu dokumentieren. Der gesamte Umzug erschien im Druck auf grossen Bögen oder in schmalen, ausziehbaren Leporellos und wurde nach der Fasnacht als Souvenir verkauft.
Doch beschränkte sich Jauslins Arbeit keineswegs auf das Dokumentieren. Er entwarf auch Kostüme und gestaltete den gesamten Auftritt einzelner Cliquen. 1886 wählte der „Quodlibet“ (der Vorläufer des heutigen Fasnachts-Comités) die sogenannte Karolinenfrage zum Sujet: Ein deutsches Kriegsschiff hatte die Südsee-Inselgruppe in Besitz genommen, obschon auch Spanien darauf Anspruch erhob. Der Konflikt wurde vom Papst als Schiedsrichter zugunsten Spaniens entschieden. Jauslin entwarf einen gigantischen Zug mit über 150 Teilnehmenden (als „Wilde“, Spanier, Deutsche) und nicht weniger als 7 Wagen. So zog unter anderem eine Nachbildung der Alhambra durch Basels Strassen.
Auch für die älteste der noch bestehenden Basler Cliquen, der VKB (Vereinigte Kleinbasler), war Jauslin über mehrere Jahre hinweg als Cliquenkünstler tätig. Als Beispiel sei der „Helgoland“-Zug von 1891 angeführt (1890 war die Insel Helgoland von England an Deutschland übergegangen). Vorreiter des Zuges war der sagenhafte König Helge, Vortrab deutsche und englische Soldaten. Auf der Laterne in Form einer Pickelhaube war die feierliche Übergabe dargestellt, das Spiel bestand aus Baderatten, Fischern und „Badefrauen“.
„Basler Carneval 1891 Bogen I“. Unten rechts: "Buch-& Steindruckerei Müller-Schmid Claragraben 45". Cliquen von oben links n. unten rechts: „Vereinigte Kleinbasler (VKB)“ (Sujet: „Helgoland“); „Das beleidigte Basel“; „CSB“ (Kaufleute, Sujet: „Strassenbahn“); „Jüngere Steinlemer“ (Sujet: „Wurst-Zunft“); „Gotthard Clique“ (Sujet: „Markthalle“).
Bild: Museen Muttenz
Den krönenden Abschluss bildete der überdimensionale Wagen (Oberleitungen der BVB gab es noch keine…) in Form eines Leuchtturmes.
A propos BVB: Sie zählt bekanntlich zu den treuesten Sujetlieferanten der Basler Fasnacht. Das war schon vor über hundert Jahren so. Für die „Kaufleute“ schuf Jauslin die „Elektrische Strassenbahn“ und gab dazu auf der Zeichnung präzise Anweisungen: „Die Maschine tragen 2 Mann, dieselbe ist ein leichtes Gestell mit Papir oder besser Leinwand überzogen (…) Der Tramwagen wird von sechs Mann getragen (…) von innen, so als ob alles mit Tampf oder Elektrizität ginge (…). Bitte genau so durchzuführen.“
So weit die kleine Auswahl aus über 300 Zeichnungen, Skizzen und Drucken, welche das Ortsmuseum besitzt. Sie werfen nicht nur ein neues Licht auf den Historienmaler Karl Jauslin; sie sind auch ein Beitrag zur Geschichte der Basler Fasnacht.