Protokoll des Frauenvereins vom 5. August 1914:
«Auf Anregung des h. Regierungsrates sollen in allen Gemeinden Vorkehrungen getroffen werden, um der durch die Kriegslage der Nachbarstaaten u. der durch die Folgen der schweiz. Mobilisation entstehenden Not in unsern Gemeinden rechtzeitig zu steuern. (…) Dabei ist vorausgesetzt worden, dass der Frauenverein wie in frühern Notzeiten das Suppenkochen an die Hand nehme. Die Austeilung v. Suppe wird nicht die einzige notwendige Hilfe sein, aber doch eine grosse Erleichterung bei allfälliger Not. (…) Damit das Honorar für eine Köchin erspart werden kann, so erklärt sich Frau D. Hübscher bereit, die Leitung der Suppenbereitung zu übernehmen. Dabei würden ihr abwechselnd einige Frauen u. Töchter jeden Tag helfen.»
Abb. 16: Muttenzer Frauen beim Heuen 1930: Man war um jede Arbeit froh und ergriff jede sich bietende Gelegenheit, um etwas Geld zu verdienen.
Foto: Museen Muttenz
Für die Frauen bedeutete der Krieg psychisch und physisch eine grosse Belastung. Vor allem die Frauen der Unter- und Mittelschicht mussten sehen, wie sie die Familie ernähren konnten. Der Sold des Ehemanns genügte kaum zur Deckung seiner persönlichen Ausgaben. 55 Die Teuerung machte allen sehr zu schaffen, betrug sie doch zwischen 1914 und 1918 ganze 130–150 %! 56 Die Frauen hatten doppelte Arbeit zu leisten, um den Verdienstausfall des Mannes zu kompensieren. Auch in der Landwirtschaft fehlte die männliche Arbeitskraft. Man half sich gegenseitig, so gut es ging. Das christlich-bürgerliche Bild der sich aufopfernden Mutter wurde dadurch wieder neu belebt. 57
Anmerkungen
55 Elisabeth Joris und Heidi Witzig: Brave Frauen, aufmüpfige Weiber, Zürich 1992, S. 149.
56 Elisabeth Joris und Heidi Witzig: Brave Frauen, aufmüpfige Weiber, Zürich 1992, S. 135.
57 Elisabeth Joris und Heidi Witzig: Brave Frauen, aufmüpfige Weiber, Zürich 1992, S. 162.