Der Beruf einer Kindergärtnerin, Hauswirtschaftslehrerin oder Handarbeitslehrerin war schon Ende des 19. Jahrhunderts unangefochten, aber schlecht bezahlt. Je nach Anzahl Kinder und den entsprechenden Schulbatzen verdiente man mehr oder weniger viel.
Abb. 14: Die Kindergärtnerin Emma Schmid hatte 76 Kinder zu beaufsichtigen, 1930.
Foto: Muttenz - Gesicht einer aufstrebenden Stadtsiedlung, Baselbieter Heimatkunden, Liestal 1968, S. 271
«Im Herbst 1903 war Fräulein Maria Brüderlin, die bisherige Kleinkinderlehrerin, nach Basel an eine Kleinkinderanstalt gewählt worden. (…) Die Stelle mit einer patentierten Lehrerin besetzen, konnte man in Anbetracht der geringen Besoldung, deren Erhöhung man umsonst versucht hatte, auch nicht. Da anerbot sich Fräulein Emma Schmid, Benjamins, die Schule zu übernehmen. Dieselbe hatte sich in der Sonntagsschule des Pfarrhauses seit Jahren als Gehülfin bewährt. (…) Die Gemeinde stellt das Lokal (Gemeindehaus Parterre, Südzimmer) und sorgt für dessen Reinigung und Heizung. Sie gewährt ferner einen Beitrag an die Besoldung der Lehrerin im Betrage von 200 frs. Pro Jahr. Jedes Kind zahlt per Woche 30 Cts., Geschwister 25 Cts. Der Frauenverein sorgt für Fröbelgaben und Beschäftigungsmittel. (…) Unter Fräulein Brüderlin zählte die Schule 70 und mehr Kinder. Auch jetzt traten sogleich über 40 ein, gewiss genug, wenn man nicht wegen der Besoldung der Lehrerin ein Mehr wünschen müsste!»48
Emma Schmid war immer noch Kindergärtnerin, als 1930 der Doppelkindergarten an der Rössligasse eröffnet wurde. Ganz allgemein ist zu bemerken, dass alle unverheirateten Frauen ein hohes Risiko trugen, denn bei Unfall oder Krankheit standen sie vor dem Nichts. Sie wohnten deshalb wenn möglich bei ihren Familien oder höchstens als «möbliertes Fräulein».49 Bei einer Heirat war es selbstverständlich, dass die Frauen ihren Beruf aufgaben.
Anmerkungen
48 Pfr. Johann Jakob Obrecht, Chronik von Muttenz 1904 – 1912, Muttenzer Schriften 4, Muttenz 1991, S. 13, 4. Januar 1904: Wiedereröffnung der Kleinkinderschule im alten Schulhaus.
49 Elisabeth Joris und Heidi Witzig: Brave Frauen, aufmüpfige Weiber, Zürich 1992, S. 237.