Im Hardwald wurde im Jahr 2021 ein radförmiges Objekt aus gegossener Bronze gefunden. Es hat neun radiale ‹Speichen›, ist mit Öse 10,5 Zentimeter lang und bis auf eine 1,3 Zentimeter hohe ‹Nabe› in der Mitte flach.
Vorder- und Rückseite des spätrömischen Scheibenknebels
Foto: Archäologie Baselland
Es handelt sich um ein Zierelement eines römischen Pferdegeschirrs, lateinisch Phalera genannt. Es diente dazu, die Lederriemen in verschiedene Richtungen zu führen. Die Konstruktion – durchlocht und mit nur einer Öse – erlaubt Rückschlüsse auf seine Verwendung respektive die genaue Lage am Zaumzeug. Anders als die genieteten Phaleren war diese nicht auf einem Lederriemen befestigt. Je eine solche Scheibe befand sich vielmehr beidseits am Mundstück, der Trense des Pferdes, die durch das Loch in der Mitte geführt und von den Phaleren in Position gehalten wurde. Die Öse diente der Befestigung des Backenriemens.
Die Lage des Scheibenknebels am Zaumzeug
Bild: Sarah Schäfer, Aarchäologie Baselland
Wie der Scheibenknebel in unsere Region gelangte, ist unklar. Denkbar ist, dass sie ein hier stationierter römischer Soldat iberischer Herkunft mitbrachte. Vielleicht kam aber auch das Pferd mitsamt Zaumzeug hierher, oder aber das Zaumzeug wurde einzeln importiert.
Aus dem Jahresbericht Archäologie Basel 2021, S. 106-109: Laura Caspers, Weit hergeholt: eine spätrömische Phalera aus Muttenz, Hardwald
Eines der bedeutendsten Geschlechter im Dienste des Bischofs von Basel waren die Münch. Ab 1232, als die Münch die Ritterwürden erhielten, zeigte das Wappen einen schreitenden, schwarz bekleideten Mönch mit herabhängender Kapuze. Gleichzeitig erwarben sie das Dorf Geckingen im Birstal, nannten es fortan Münchenstein und bauten über dem Dorf eine Burg (1279). Das Geschlecht nannte sich fortan "Münch von Münchenstein".
Muttenz als Lehen
Zu Beginn des 14.Jahrhunderts bildete Muttenz zusammen mit zwei Burgen auf dem Wartenberg und der Hard ein habsburgisches Lehen. Dieses Lehen gelangte 1373/76 in die Hände des Konrad VIII. Münch von Münchenstein. Er war verheiratet mit Katharina, der Tochter des reichen Heinrich von Löwenberg. Mit dem Lehen übernahm Konrad auch die Verantwortung für die Kirche St.Arbogast in Muttenz. Er liess die Erdbebenschäden von 1356 reparieren und verewigte sich im Kreuzgewölbe des Chors und an weitern dominanten Stellen mit den heute noch sichtbaren Wappen Münch-Löwenberg
Das Münch-Löwenberg Wappen in der Dorfkirche Muttenz
Fröscheneck
Das Schlösschen im Fröscheneck in Muttenz Im Fröscheneck: Hier stand seit 1406 das Weiherschlösschen des Hartmann Münch von Münchenstein. Es stand westlich der Kreuzung Neubrunnweg-Fröscheneckweg. Das Weiherschloss ist längst verschwunden und es wurden bis jetzt auch keine Fundamente gefunden, aber es ist eingezeichnet auf einer Karte von 1678 von G.F.Meyer. |
Ausschnitt aus: Muttenz Wartenberg - Engenthal - Bürs (Doppelblatt) Entwürfe zu den Plänen der Basler Landschaft von Georg Friedrich Meyer: Feldaufnahmen, Skizzen und Notizen, 1678 |
ungefähre Lage des Weiherschlosses im Fröschenegg |
Versuch einer Beschreibung historischer und natürlicher ..., Band 1 von Daniel Bruckner
So wenig nun von dem ehemaligen Gebäude des Engentahls dessen Gegend auf der ersten Kuvf ftrblatte mit der Zahle 2 bemerket ist übrig steht so wenig Spuren sindet man von demjenigen Lusthau ft welches wie unsere Baselcromck sagt Hartman Mönch Bischof zu Basel in dem Jahre meiner Matten erbauet und Fröscheneck genant hat So viel ist gewiß daß zur Zeit des Baslerischen Concilium der damalige Baselische Bischof sich öfters allda aufgehalten habe damit er von den vielen Bewirtungen der Väter diescr heiligen Verfamlung verfchonet bleiben möchte Der einer gewisen Gegend zwischen dem Dorfe Muttentz und dem Birsftuße gelegener Wiesen fo wohl als der angräntzenden Waldung noch heutiges Tages gebliebene Name Fröscheneck wie auch einige Stücke von altem Gemäuer zeigen uns den Platz genugsam an wo ehemals dieses bischöfliche Landhaus gestanden habe die sumpfichte Art des dasigen Bodens aber lasset nicht unwahrscheinlich vermuhten daß besagtes Gebäude ein Weyerhaus müsse gewesen seyn auf welche Gedanken ms der Name Fröscheneck auch selbst zu leiten scheinet welcher keinem Gebäude mit bessern Fuge als demjenigen kan beygelegt werden welches in einem mit quackenden Froschen wohlbevölkerten Weyer aufgeführt steht Die in der ersten Kupserblatte mit z bezeichnete Stelle zeiget die ehemalige Lage des Froescheneckes
Hartmann, ein Sohn von Konrad Münch-Löwenberg, wurde 1418 Bischof von Basel. Er war nicht mehr der Jüngste und hatte das Bischofsamt nicht wirklich angestrebt, vor allem auch weil er menschenscheu war (was ihn sogar gehindert habe im Münster Messen zu lesen). Er lebte bescheiden in einem Domherrenhaus am Münsterplatz. Mit einem teuren Hofstaat scheint er die Kasse des Bistums nicht belastet zu haben, denn man berichtet, sein bischöflicher Haushalt habe nur aus einem Kaplan, einem Diener, einem Scholaren und einer Magd bestanden. Er hatte sich schon 1406 im Fröscheneck in Muttenz ein Weiher-Schlösschen bauen lassen. Er zog sich oft und gerne dorthin zurück. Nach wenigen Jahren legte er sein Amt als Bischof nieder und lebte nun ganz im Fröscheneck, wo er kurze Zeit später starb. Er wurde im Jahr 1424 im Münster beigesetzt.
Einer der Brüder von Konrad VIII. Münch-Löwenberg, der Geistliche Hans Thüring, verliess 1419 den Pfad eines Klerikers um seine langjährige Konkubine Föwelina von Eptingen zu heiraten. Er übernahm auch das Lehen, so dass unter ihm die rund sieben Meter hohe Wehrmauer mit zwei Tortürmen rund um die Muttenzer Dorfkirche errichtet wurde. Das Allianzwappen Münch-Eptingen prangt heute noch deutlich sichtbar am Turm der Muttenzer Kirche.
Ende der Macht Im Laufe des 15. Jahrhunderts sank der Stern der Münch. Sie verarmten immer mehr und mussten Besitztümer verkaufen und verüpfänden. Im Sommer 1470 musste Konrad (ein Sohn von Hans Thüring) schliesslich Muttenz mit Leut und Gut, den Burgstall Wartenberg sowie Schloss und Dorf Münchenstein mit allen Rechten der Stadt Basel als Pfand abtreten. Basel half dem verschuldeten Adeligen und setzte ihn 1478 als Verwalter seiner verpfändeten Güter ein. Konrad erwies sich aber als unwürdiger Verwalter. Obwohl seine Besitztümer an Basel verpfändet waren, verkaufte er sie an Solothurn. Damit verursachte er beinahe einen Krieg zwischen den beiden Städten. Die Eidgenössische Tagsatzung musste sich der Sache annehmen und erklärte den Verkauf an Solothurn für unrechtmässig. 1515 konnte Basel das gepfändete Muttenz schliesslich erwerben.
Bis 1759 existierte noch die von Konrad Münch und Katharina von Löwenberg im 14. Jahrhundert begründete Linie der Münch-Löwenberg. Dann erlosch das letzte Licht des Rittergeschlechts. Das Familienwappen der Löwenberg – ein aufsteigender Löwe – findet sich heute vereinigt mit den drei Zinnen (die Wartenbergburgen symbolisierend) im Wappen von Muttenz, das 1939 gestaltet wurde.
Literatur:
René Teuteberg, Basler Geschichte, 2.Auflage 1988, Christoph Merian Verlag, ISBN 3-856-16-034-5, Seite 112
Werner Meyer, Die Löwenburg im Jura, Basler Beiträge zur Geschichtswissenschaft, Band 113, 1968, Helbing & Lichtenhahn, Seiten 31 bis 238
Benedikt Bury, Geschichte des Bistums Basel und seiner Bischöfe, 1927, Buch- und Kunstdruckerei Union AG, Seiten 108 bis 109, 137 bis 138 und 143 bis 144
August Burckhardt, "Herkunft und Stellung von Adel und Patriziat zu Basel im XIII. bis XV. Jahrhundert" im Basler Jahrbuch 1909, 1908 Verlag von Helbing & Lichtenhahn, Seite 103
Diverse Autoren, Nah dran - weit weg, die Geschichte des Kantons Basel-Landschaft, Band 2, 2001, Verlag des Kantons Basel-Landschaft, ISBN 3-85673-264-0 (Bände 1 und 2), Seiten 52, 108 und 146
Hexenprozesse
Um jemanden als Hexe zu verurteilen, brauchte es das Geständnis der Person, dass sie mit dem Teufel im Bunde sei. Dieses Geständnis erreichte man meist durch Folterungen. Blieb die Frau (selten wurde auch ein Mann als Hexer verdächtigt) trotzdem standhaft, nahm man an, sie trage ein Zaubermittel auf sich. Meist vermutete man, dass es in den Kleidern oder in den Haaren versteckt sei, weshalb man die Person in ein neues Hemd steckte und überall rasierte. Blieb sie immer noch standhaft, verlegte man sie an einen andern Ort ins Gefängnis in der Annahme, dass der Zauber dort nicht mehr wirken würde. Das Geständnis wurde vor der Hinrichtung, bei welcher hunderte von Neugierigen zusahen, öffentlich verlesen.
Die Monenin von Muttenz musste all diese beschriebenen Leiden erdulden.
Die drei Muttenzer Hexen
1481 wurde in Muttenz eine Hexe verbrannt: „Die Monenin wurde geschert, gefoltert und nach siebenwöchiger Gefangenschaft im September 1481 in einem fremden Hemd in Muttenz als Hexe verbrannt.“ Sie wurde geschert, weil man nach einem „Teufelsmal“ suchte und in einem neuen Hemd verbrannt, weil man meinte, damit ein zauberisches Wirken der Hexe bannen zu können.
1492 findet sich eine weitere Nachricht einer Hexe aus Muttenz: „Ursel Zymmermennin von Muttenz wurde nach einem vierwöchigen Verfahren vors Hofgericht gestellt und als Hexe lebendig verbrannt. Die Kosten wurden von ihr eingezogen.“ Sie wurde zweimal gebunden das heisst gefesselt, was darauf schliessen lässt, dass sie gefoltert wurde. Die Foltern wurden angewandt, weil man ein Geständnis brauchte, dass sie mit dem Teufel im Bunde sei. Erst mit diesem Geständnis konnte sie als Hexe zum Feuertod verurteilt werden. Die Summe für das Verfahren wurde von ihrem Vermögen abgezogen.
1506 wurde eine Frau als Hexe verdächtigt, aber nicht hingerichtet. Man nahm sie in Muttenz gefangen und brachte sie nach Basel. Eine Woche später heisst es von der Frau von Muttenz „so verlumbdet ist gewesen fur ein hexen“. Es scheint, dass sich die Verleumdung als unwahr herausgestellt hat. Leider wird nichts Genaueres darüber berichtet.
Wie wurde eine Hexe hingerichtet?
Zuerst wurde ein Pfahl in den Boden gerammt, dann Holz und Stroh darum herum aufgeschichtet. Danach setzte der Henker die Frau auf den Holzstoss, band sie am Pfahl fest und zündete das Holz und Stroh an. Ein schreckliches Sterben! Wenn nicht eine Rauchvergiftung zur Bewusstlosigkeit führte, konnte das Leiden eine Viertelstunde lang dauern bis zum Tode. Es ist denkbar, dass der Henker darum das stark rauchende Stroh unter das Holz mischte.
Quelle: Dietegen Guggenbühl: Mit Tieren und Teufeln, Verlag des Kantons Basellandschaft, 2002, S. 118 ff.
Karl Jauslin: Allierte überqueren 1814 die Basler Rheinbrücke
Bild: Museen Muttenz