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Tagebücher

Der 81-jährige Muttenzer weiss alles übers Vogelhölzli. Und das Wenige, das er nicht mehr im Gedächtnis hat, ist in einem der 35 Tagebücher verewigt, die er seit 1963 zusammen mit seinem Compagnon Arnold Meier führt. Weil Meier (97) aber seit ein paar Jahren im Vogelhölzli nicht mehr Hand anlegen kann, managt Spiess das 2,5 Hektaren grosse Kleinod im Auftrag des Tierschutzes beider Basel, der es seit 1933 vom Kanton pachtet, alleine. Das heisst: Für einen Jahreslohn von 700 Franken Wege von umgestürzten Bäumen befreien und vor Verbuschung freihalten, Lichtungen mähen, Zäune reparieren – das Vogelhölzli ist zum Schutz seiner üppigen Natur eingehagt –, Führungen für Schulen und Vereine machen und Vogelkästen instand halten.

Vogelnester gesammelt und angeschrieben

Spiess, von Beruf Maurer, hat gegen 70 Kästen vom Waldkauz- bis zum Meisen-Modell selbst gebaut und aufgehängt. Und natürlich führt er über alles und jedes Buch. So lautet etwa der Eintrag vom 4. April 2009: «Bewölkt, 17 Grad; Tränke putzen; Mönchsgrasmücke: Männchen und Weibchen jagen sich; Weidenlaubsänger singen; Buschwindröschen blühen; Birs bringt Schneewasser.» Und weil Spiess ein sehr guter Naturkenner und Beobachter, aber auch ein gewissenhafter Buchhalter – er hat zum Beispiel jene 1080 Federchen gezählt, mit denen ein Schwanzmeisennest ausgepolstert war – sowie ein trickreicher Fotograf ist, sind die Tagebücher mit ihren ergänzenden Zeichnungen und Bildern eine akribische Chronik von einem halben Jahrhundert Leben und Sterben im Vogelhölzli.

Die Dokumentationen haben auch Krähenbühl beeindruckt, und er empfahl, sie unbedingt in einem trockenen Archiv zu lagern. Noch stehen sie aber dort, wo Spiess’ Lebensmittelpunkt im Vogelhölzli ist – im «Beobachtungsposten». Das ist ein kleiner, bunkerähnlicher Bau, der 1951 von Spiess' Vorgänger Waldner erstellt wurde. Der einzige Raum, die knapp vier Quadratmeter grosse Stube mit Tischchen, zwei Bänken und Holzofen, bietet mit seinem grossen Klappfenster Aussicht auf eine Lichtung mit einer Vogeltränke inmitten des kleinen Urwalds.

Und hier kreuzt früher oder später auf, was kreucht und fleucht im Vogelhölzli; dazu gehören Fuchs, Dachs, Marder, Hermelin, jene 24 Vogelarten vom Turmfalken bis zum Rotkehlchen, die heute hier noch brüten, sowie Dutzende weiterer Besucher, darunter Raritäten wie Uhu und Ziegenmelker.