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Jacqueline Hohmann-Weibel ist Heilpädagogin, Lothar Hohmann Schauspieler; beide sind knapp 50 Jahre alt.
Spannend an Jacquelines Vergangenheit ist, dass sie in Muttenz geboren ist, aber mit fünf Jahren nach Birsfelden gezogen ist. Muttenz blieb aber während ihrer ganzen Kindheit präsent. Ausflüge, Einkäufe, Schwimmtraining und auch der Besuch des Gymnasiums fanden in Muttenz statt. Jacqueline erzählt, viele Muttenzer betrachteten Birsfelden als „niederstehende Gemeinde“. Das habe sie seit dem Gymnasium zu spüren bekommen. Wer aus Birsfelden komme, werde belächelt.
 

Als jemand, die in Birsfelden aufgewachsen ist, spricht sie auch heute noch kein „richtiges Baselbieterdeutsch“. Ihr Mann, der in Deutschland aufgewachsen ist, schmunzelt über dieses regionale Dialekttheater.

Lothar Hohmann kommt 1963 in Freiburg im Br. zur Welt und wächst in einer ländlichen Gegend zwischen Freiburg und Basel auf. Für seine Schauspielausbildung zieht er 1994 nach Basel und arbeitet in Bern, Deutschland und Österreich. Fünf Jahre lang führen die beiden eine Fernbeziehung. Als sie davon genug haben, suchen sie gemeinsam ein Haus. Dazu müssen sie entscheiden, wo sie sich zusammen eine Existenz aufbauen können. Lothar als Schauspieler ist weniger auf einen Arbeitsort festgelegt, während Jacqueline nicht ständig den Arbeitsort wechseln kann. Die Wahl fällt auf die Region Basel. Und tatsächlich finden sie ein Haus in Muttenz. So ist Jacqueline wieder bei ihren Wurzeln angekommen.

  Jacqueline ist es wichtig, dass sie sich hier immer stärker verwurzeln kann. Anfangs findet das vor allem über ihre beiden Kinder statt: Noemi ist heute achtzehn und Karim zehn Jahre alt. Von Anfang an hat die Familie das grosszügige Muttenzer Angebot an Tagesfamilien und Freizeitmöglichkeiten (Bibliothek, Ludothek, Sport) intensiv genutzt. Inzwischen haben sie viele Freunde und Freundinnen, hauptsächlich in ihrem Wohnquartier, etwas ausserhalb vom Dorfkern.

 

Lothar erlebt die Nähe zu Muttenz etwas anders als seine Frau: Es sei sehr schön in Muttenz zu leben, besonders neben dem besten Weinbauern des Ortes. Doch seine Wurzeln seien eher in Deutschland zu finden, speziell in der Stadt Freiburg. Während zehn Jahren leitete Lothar verschiedene Theaterprojekte in Muttenz. Damit engagiert er sich auch in und für die Gemeinde. Jacqueline arbeitet als Heilpädagogin im Gründenschulhaus. Beide fühlen sich hier akzeptiert und integriert. Am Anfang hätten sie sich von den eingeschworenen Muttenzern etwas belächelt gefühlt. „Entweder bist du eine Muttenzerin oder du bist keine“, so Jacqueline. Trotz ihres Wohlfühlens sehen sie auch die schwierigeren Seiten. Beispielsweise sei die Bürgergemeinde ein wenig elitär. Für manche Zuzüger sei es schwierig heimisch zu werden, gerade weil Muttenz seine Wurzeln durch Sprache und Kultur sehr pflege. Wie schon beim Thema Dialekt wundert sich Lothar ein bisschen. In Birsfelden aufgewachsen, Schweizerin und trotzdem werden solche Unterschiede gemacht?  


Als Heilpädagogin hat Jacqueline oft mit Leuten zu tun, welche kaum eine Chance haben, in die Gemeinde integriert zu werden.

Die Frage, ob Lothar in der Schweiz abstimmen dürfe, verneint dieser. „Ob es ihn stört?“, fragen wir. „Manchmal, eher in kleineren Dingen, bei Schulabstimmungen, Dingen, die die Kinder betreffen, da stört es mich“. Politisch störe es ihn nicht, und doch: “Jetzt kommt der klassische Satz: Ich zahle Steuern, aber abstimmen darf ich überhaupt nicht! Ich habe eine Familie hier, zwei Kinder, eine Frau und ein Haus, wohne hier, lebe hier und habe Ausländer Ausweis C, nach wie vor. Und musste ihn vor kurzem erneuern.“ - „Stört das dein Heimatsgefühl?“ Nach einer langen Denkpause antwortet Lothar, dass es sein Heimatsgefühl schon ein bisschen störe. Politisch orientiert er sich darum eher an Deutschland und nimmt dort an Wahlen teil.

Ist Heimat an einen Ort gebunden?
Für Jacqueline ist Heimat mit Erinnerungen, auch Gerüchen und Geräuschen, aus ihrer Kindheit verbunden, zum Beispiel mit den Einkäufen in der Migros Muttenz. Vor allem auch mit dem Kuhglockengeläute ihrer Kinderferien im Berner Oberland. Nun hört sie die Kuhglocken auch in Muttenz. Ihr Haus und ihre Muttenzer Umgebung stehen Jacqueline sehr nah, doch sie könnte dies auch an einem anderen Ort wieder aufbauen. Heimat ist für sie also „transportierbar“.

Für Lothar sind auch Städte Heimatorte, in denen er beim ersten Besuch besonders positive Erfahrungen gemacht hat, mit Leuten vertraut ist, Freunde hat und weiss, wo er welche Hilfe finden kann. Ein Gefühl, das etwas Vertrautes, Altbekanntes, Wohlbefinden, Geborgenheit auslöst, ist für ihn Heimat. Gemäss dem Spruch, den er auf einer Zuckertüte gelesen hat: „Heimat ist überall, wo meine Koffer stehen.“

Sarah Däppen und Yannick Hürbin