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4132 Muttenz/Post Birsfelden – Das Freulerquartier

Wer einem Anwohner, einer Anwohnerin oder einer Firma im Freulergebiet z.B. an der Klünenfelderstrasse oder an der Freulerstrasse einen Brief schreibt, muss sich die Ortsangabe genau überlegen. Schreibt man «4132 Muttenz » anstelle von «4132 Muttenz/Post Birsfelden», dann erhält der Adressat bzw. die Adressatin diesen Brief mit einer deutlichen Verspätung. Der Brief wird zuerst an die Post Muttenz gesandt; diese stellt ihn der Post Birsfelden zu und der Briefträger aus Birsfelden wirft den Brief dann in den Briefkasten. Mit der Adresse «4132 Muttenz/Post Birsfelden» gelangt der Brief direkt zur Post Birsfelden.54 Neben diesem Kuriosum existiert ein weiteres: Es gibt Anwohner, die im selben Haus wohnen, jedoch im Telefonbuch nur unter Muttenz bzw. nur unter Birsfelden zu finden sind. Andere Anwohner haben einen Doppeleintrag, wohnen somit nach Telefonbuch sowohl in Muttenz als auch in Birsfelden.

Im Telefonbuch werden an der Klünenfeldstrasse 43 von sieben Abonnenten zwei mit Wohnort 4127 Birsfelden,
die übrigen mit 4132 Muttenz aufgeführt (Stand April 2009).

 

Flugaufnahme von 1920. Im Freuler sind auf Muttenzer Boden fast keine GebÄde sichtbar, Foto: Swissair Zürich, Museen Muttenz Flugaufnahme 2009. Die Autobahn und die Bahnlinie trennt das Freulerquartier von Muttenz. Foto Hanspeter Meier Vitra Center. Flugaufnahme 2009. Foto: Barbara Sorg, Heimatkunde Muttenz

Das «Problem Freuler» begann Ende der 1960er-Jahre mit dem Bau der Autobahn N2/N3 (23. Dezember 1969 Teilstück Hagnau-Augst), welche das Gebiet Freuler von Muttenz abschnitt und so quasi zur «Exklave» machte. Vorher gab es einen Zugang nach Muttenz über einen mit einer Barriere gesicherten Bahnübergang. Seit dem Bau der Autobahn wurde der Übergang geschlossen und durch eine Passerelle für Fussgänger und Velos ersetzt. Das Freulerproblem entzündete sich vor allem mit dem Kindergartenbesuch der «Freuler-Kinder». Rund zweihundert Meter vom Burenweg entfernt befand sich das Birsfelder Schulhaus «Scheuerrain» mit einem Kindergarten. Die Kinder mussten jedoch ins weit entfernte Donnerbaumquartier gehen. Aus Sicht der betroffenen Eltern war der Weg vom Burenweg bis zum Feldrebenweg einfach zu gross. Die Gemeinde Muttenz war aber nicht bereit, Schulgelder für die Kinder an Birsfelden zu bezahlen. Immer wieder kam die Forderung auf, Muttenz möge das ganze isolierte Gebiet nördlich und westlich der Hafenbahn an Birsfelden abtreten.

Schon im Mai 1965 beschloss die Gemeindeversammlung im Rahmen der Korrektion des Burenwegs, die Banngrenze zwischen Muttenz und Birsfelden so zu regeln, dass der Burenweg ganz auf Birsfelder Boden zu liegen kam. Als Realersatz erfolgte ein Landabtausch von 1 006 Quadratmetern in der Hagnau.

Die jetzige Grenzziehung hat ihre Ursache in der 1872 erfolgten Übereinkunft zwischen Birsfelden und Muttenz über die Lösung aus dem Gemeindeverband (Kantonale Volksabstimmung vom 4. April 1875). Als Banngrenze wurde folgende Linie vereinbart: Die Eisenbahnlinie vom Birsübergang bis zum Rheineinschnitt, von da der Gestadhöhe hinüber dem sogenannten Bauernweg nach bis zum Hardausgang und dann dem Hardwald entlang nach bis zum Rain.


Im Freulergebiet gab es lange Zeit keine Häuser. Die Probleme wurden erstmals in den 1960er-Jahren mit dem Bau diverser Einfamilienhäuser und Wohnblocks am Burenweg und an der Freulerstrasse akut.

1879 1955 1976

Die drei Kartenausschnitte aus den Jahren 1879, 1955 und 1976 illustrieren die Entwicklung des Quartiers Freuler. 1955 und 1976 sieht man gepunktet eingezeichnet den Verlauf der Gemeindegrenze. (aus Muttenz zu Beginn des neuen Jahrtausends, Siedlung, S. 121).

Müllentsorgung in den 1960er-Jahren: «Bis dahin hatten die Anwohner des Burenweges fast täglich Mistkübeltag: zweimal wöchentlich besorgte Muttenz die Abfuhr, eigentlich für die Muttenzer auf der einen Seite des Burenwegs, zweimal wöchentlich war Birsfelden an der Reihe, eigentlich für die Birsfelder auf der anderen Seite.»

1969 wurde mit Birsfelden ein Vertrag ausgehandelt, welcher den Unterhalt, die Beleuchtung und die Reinigung des Burenwegs zwischen Muttenzer- und Fasanenstrasse regelte. Weiter wurden Richtlinien über Wasserversorgung, Entwässerung und Kehrichtabfuhr am Burenweg vereinbart.

An der Gemeindeversammlung vom 25. März 1971 wurde ein Antrag erheblich erklärt, worin der Gemeinderat beauftragt wurde, mit den Behörden von Birsfelden Verhandlungen aufzunehmen mit dem Ziel, durch eine Grenzregulierung das Freulergebiet an die Gemeinde Birsfelden abzutreten. Schon im Juni 1971 unterbreitete Muttenz einen Vorschlag dafür: «Das ganze Freuler (ca. 8 200 m2) wäre an Birsfelden abgetreten worden, ebenfalls das nördlich des Burenweges und südlich der Hardstrasse gelegene Waldstück von ca. 13 500 m2. Andererseits hätte Muttenz ca. 52 000 m2 Autobahnareal, ein Stück Wald östlich des Burenweges (ca. 7 500 m2) sowie ca. 12 500 m2 Hafenareal, zwischen Hardstrasse und heutiger Gemeindegrenze übernommen. Birsfelden hat diesen Vorschlag nicht akzeptiert, sondern die Grenzziehung entlang der Hafenbahn gewünscht.»56. Dies wiederum akzeptierte Muttenz nicht. Ausserdem wurde festgehalten, dass die von Muttenz gewünschte Verbindungsstrasse (Freulerstrasse) vom Kanton projektiert wurde und somit sei «Das früher am schwersten ins Gewicht fallende Argument für die Abtretung, der Schulweg der dort wohnenden Kinder, kein Problem mehr».

Im Jahr 1976 teilte Birsfelden Muttenz mit, einem Abtausch bzw. einer Übernahme könne grundsätzlich nur zugestimmt werden, wenn das Freulergebiet kostenlos überlassen werde. Muttenz wiederum war mit der kostenlosen Abgabe nicht einverstanden und erklärte sämtliche Verhandlungen als gescheitert. Am 16. Juni 1976 schrieb die Gemeindeversammlung den Antrag vom März 1971 als erledigt ab.

aus: Muttenz zu Beginn des neuen Jahrtausends, Siedlung, S. 120-121, Autor Hanspeter Meier