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Die Gemeinde Muttenz besitzt zwei organisatorisch voneinander getrennte Bahnanlagen:

  • Der Personenbahnhof aus dem Jahre 1854, dem Zeitpunkt der Eröffnung der Strecke Basel–Liestal, dient vor allem dem Regional- und Durchgangsverkehr. Bis heute hat er sich von einer Landstation zu einem beachtlich frequentierten Vorortsbahnhof entwickelt.
  • Der Rangierbahnhof, welcher sich nördlich des Personenbahnhofs erstreckt und aus den 1930er- bzw. 1970er-Jahren stammt.

Aktuelle Bahnanlagen: Fakten, Daten, Zahlen
Der Rangierbahnhof Muttenz ist ein Zweirichtungsbahnhof, dass heisst, es wird richtungsgetrennt gearbeitet. Der Rangierbahnhof I behandelt den Güterverkehr Nord-Süd und der Rangierbahnhof II ist für den Güterverkehr Süd-Nord zuständig. Zwischen den Rangierbahnhöfen I und II existiert ein Verbindungsgleis für den Verkehr, der von der Schweiz kommt und wieder in die Schweiz zurückgeht, aber auch zum Beispiel für Wagen, die von Deutschland kommen und in den Birsfelder Hafen weitergehen.

Der Rangierbahnhof Muttenz wird momentan noch von insgesamt fünf Stellwerken betrieben, wobei das Zentralstellwerk West und das Stellwerk Ost die Hauptstellwerke darstellen. Um den Forderungen nach einwandfreien Sichtverhältnissen gerecht zu werden, wurden die beiden Hauptstellwerke West und Ost als Turmhäuser gebaut, deren Kommandoräume 16 – 20 m über den Gleisen liegen. Stellwerktechnisch übernimmt das Stellwerk West im normalen Betrieb die Westseite von Rangierbahnhof I und II und das Stellwerk Ost die Ostseite. Daneben existieren noch die Stellwerke 2, 4 und 5, deren Betrieb aber nach dem ab Frühjahr 2009 geplanten Umbau eingestellt und in das Stellwerk West integriert werden soll.

Im Jahre 2006 hatte der Rangierbahnhof Muttenz 200 Mitarbeiter in der Betriebsführung, die in verschiedenste Kategorien aufgeteilt werden können: Leitung, Bahnhofüberwachung, Stellwerk, Rangierdienst, Rangierlokführer, Wagenkontrolle und viele mehr. Sie arbeiten rund um die Uhr. Daneben sind auf dem Gelände des Rangierbahnhofs auch die SBB Cargo, Cargo Instandhaltung, Zoll, Speditionsfirmen, andere eingemietete Eisenbahntransportunternehmen und ausländische Partner angesiedelt. Dies ergibt insgesamt etwa 500 bis 650 Arbeitsplätze, die direkt oder indirekt mit dem Eisenbahnbetrieb zu tun haben. Im Rangierbahnhof Muttenz werden vor allem klassische Bahntransporte wie Mineralöle rangiert. Der Gefahrenguttransport hat prozentual einen hohen Anteil an den rangierten Waren, beeinflusst  durch die chemische Industrie, die in näherer Umgebung angesiedelt ist. Sonst werden vor allem klassische Massengüter wie Stahl und Waren, die nicht auf der Strasse transportiert werden können, rangiert.
Früher war der Rangierbahnhof Muttenz der grösste Rangierbahnhof der Schweiz. Heute ist er zwar flächenmässig ungefähr gleich gross wie der Rangierbahnhof Limmattal, dort werden aber mehr Wagen rangiert. Der Rangierbahnhof Limmattal hat jedoch keine Bedeutung im internationalen Verkehr, in welchem Basel führend ist. Untenstehend sind einige Fakten aufgeführt.

  • Inbetriebnahme Rb I 1933
  • Inbetriebnahme Rb II 1967
  • Länge 4.2 km
  • Breite 400 m
  • Gleislänge 150 km
  • Anzahl Weichen 480
  • Anzahl Signale 680
  • Anzahl Stellwerke 5
  • Anzahl Rangierloks 9
  • Anzahl Mitarbeitende (nur Betriebsführung) 200
  • Theoretische max. Ablaufleistung 312 Wagen/h
  • Anzahl der über den Ablaufberg verarbeiteten Güterwagen im RB I 2007 214 224
  • Anzahl der über den Ablaufberg verarbeiteten Güterwagen im RB II 2007 253 365

Geschichte, Entwicklung und Bedeutung
Die Basler Bahnhofanlagen sind nach und nach aus primitiven Anfängen entstanden. Der bisherige Güterbahnhof Wolf, der 1876 in Betrieb genommen wurde, erwies sich bei der grossen und sprunghaften Verkehrszunahme nach dem Ersten Weltkrieg, in welche Zeit auch die Ausdehnung der Rheinschifffahrt bis nach Basel und der Bau der Hafenanlagen fallen, bald als zu klein, um das Rangiergeschäft ohne Schwierigkeiten abzuwickeln. Man hatte erkannt, dass eine Erweiterung der bestehenden Anlagen nicht befriedigen konnte, und beschloss darum die Verlegung des Rangierbahnhofs in die Gegend von Muttenz. Genügend Kapazitäten und eine befriedigende Abwicklung des Güterverkehrs waren für Basel von grosser Bedeutung, da der Grenzstadt Basel als Verkehrsknotenpunkt eine wichtige Bedeutung im  Güterverkehr Richtung Schweiz und aus der Schweiz zukam. Da der Güterverkehr Basels zwei ausgeprägte Verkehrsströme aufweist, wurde von Anfang an ein Zweirichtungsbahnhof vorgesehen. Der erste Teil (Muttenz I) wurde 1933 in Betrieb genommen und stellte eine erste Etappe dar.


Dampfrangierlokomotive am Ablaufberg auf dem Rangierbahnhof Muttenz I.
Foto Theodor Strübin, 14.2.1959
CopyrightArchäologie und Museum Baselland, Lizenzbedingungen CC BY-SA 4.0

Die Anlage dient dem Güterverkehr Nord-Süd, das heisst, es fahren dort die Züge aus Frankreich, Deutschland und aus den Rheinhäfen beider Basel ein und werden zu Zügen nach der Schweiz, zu den sieben anderen Schweizer Rangierbahnhöfen, Richtung Ergolz-, Laufen- und Fricktal und Richtung Italien, Österreich und weiteren Destinationen zusammengestellt.

Wegen der in den Dreissigerjahren einsetzenden Wirtschaftskrise und wegen der Unsicherheit in der Entwicklung des Güterverkehrs und des schwindenden Glaubens an die Eisenbahn wurde die Inangriffnahme der zweiten, für die Gegenrichtung Schweiz - Ausland bestimmten Bauetappe (Muttenz II) aufgeschoben. Dies hatte zur Folge, dass die Rangierung der Züge aus der Schweiz in Richtung Frankreich und Deutschland weiterhin im Güterbahnhof Wolf ausgeführt werden musste.

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann sowohl für den inländischen als auch für den grenzüberschreitenden Güterverkehr eine Zeit stürmischer Aufwärtsentwicklung und eine alle Erwartungen übersteigende Verkehrszunahme. Der grosse Verkehrsstrom wurde in den Basler Rangieranlagen verarbeitet. Durch diese Entwicklung war auf den Rangieranlagen im Güterbahnhof Wolf eine ordnungsgemässe Arbeitsabwicklung oft kaum mehr möglich.


Muttenz I dehnt sich nördlich der Streckengleise Basel – Pratteln, zwischen der Hagnau und der Gegend südlich der Schweizerhalle, in einer Länge von etwa 3 500 m und einer Breite zwischen 80 und 200 m über eine Fläche von rund 51 ha aus. Die rechte Gleisgruppe ist die Einfahrtsgruppe A von Muttenz I, links die Ausfahrtsgruppe G von Muttenz II.
Foto Heimatkunde Muttenz 2009, Barbara Sorg, Muttenz

Die Notwendigkeit einer leistungsfähigeren Rangieranlage führte zur Verlegung des Rangiersystems Schweiz-Ausland vom Güterbahnhof Wolf nach Muttenz, nördlich von Muttenz I. Der lang ersehnte Rangierbahnhof II (Muttenz II) wurde 1976 in Betrieb genommen. Muttenz II übernahm die Rangierung des Güterverkehrs Süd-Nord, das heisst, aus Richtung Schweiz in Richtung Deutschland und Frankreich, zu den umliegenden Rheinhäfen und zurück in Richtung Schweiz, wie auch zum Güterbahnhof St. Johann und zum Dreispitz.


Muttenz II: Durch die erhöhten Kapazitäten von Muttenz II konnten noch zusätzliche Funktionen übernommen werden. Die maximale Stundenleistung beträgt 186 rangierte Wagen pro Stunde, was in etwa 50 % mehr maximale Leistung ist als in Muttenz I. Die rechte Gleisgruppe ist die Abrollanlage B von Muttenz I, links die Abrollanlage F von Muttenz II.
Foto Heimatkunde Muttenz 2009, Barbara Sorg, Muttenz


 Einweihung Teil des neuen Rangierbahnhofs mit Hauptstellwerk Muttenz 1; Antenne 26.09.1973

Die heute 75-jährige Anlage Muttenz I hat seit ihrer Inbetriebnahme 1933 nur geringfügige bauliche Ergänzungen erfahren. Infolgedessen ist eine Erneuerung der Anlage geplant. Die Bauarbeiten sollen im Jahr 2012 abgeschlossen sein. Neben der Erneuerung der Stellwerktechnik wird der Abschnitt zwischen der Einfahrgruppe und der Richtungsgruppe komplett erneuert. Die theoretische oder maximale Stundenleistung soll von ursprünglich 125 rangierten Wagen pro Stunde auf 180 rangierte Wagen pro Stunde erhöht werden. Auch leisere Bremsanlagen, zusätzliche Lärmschutzwände sowie eine separate Entwässerung in ein Versickerungsbecken sollen realisiert werden.

Am Rangierbahnhof II wurden seit der Inbetriebnahme einige punktuelle Anpassungen vorgenommen. Im Moment sind keine grösseren Erneuerungen vorgesehen. Voraussichtlich im Jahre 2025 muss die Anlage aber erneuert werden, da sie dann veraltet sein wird.

aus: Muttenz zu Beginn des neuen Jahrtausends, 2009, S. 161-164, Autoren: Stefan Raaflaub und Patrick Thum

Ergänzung
Den RB I sanierte die SBB bei laufendem Betrieb von 2007 bis 2013 komplett.

"Mit der Modernisierung wurde der aus den 1930er-Jahren stammende sogenannte «RB Basel I» effizienter, leiser und sicherer gemacht. Unter anderem wurden drei Stellwerke und die Bremsanlagen ersetzt, der Unterbau erneuert und der Gewässerschutz verbessert. Der Einbau eines neuen Bremssystems macht den Rangierbahnhof nicht nur effizienter sondern auch leiser.

59 Weichen und 25 Gleiskilometer Schiene wurden aus-, 38 Weichen und 24 Gleiskilometer Schiene neu eingebaut." (SRF, 27.09.2013)

Die SBB saniert von 2018 bis 2020 den älteren Teil des RB II. mehr

Im Gegensatz zum Güterbahnhof Wolf wurden und werden im Rangierbahnhof Muttenz keine Güter umgeschlagen, sondern nur Wagen rangiert und zu neuen Zügen zusammengestellt. Seine Bedeutung hat sich im Verlauf der Zeit bezüglich der Rangieraufgaben geändert. Wurden früher vor allem Einzelwagen rangiert, werden heute durch andere Marktforderungen und Kundenwünsche mehr Direktzugbildungen getätigt. So werden immer öfter ganze Zugskombinationen unverändert abgefertigt oder es werden nur gewisse Zugteile rangiert und abgestellt. Der Rangierbahnhof Muttenz wird sich künftig in der Bedeutung international wie auch schweizweit behaupten und weiterhin Berechtigung haben. Dies, weil Basel einen Knotenpunkt für den Güterverkehr darstellt und in der Nordwestschweiz eine  Rangieranlage, mit der man sowohl Güter fürs Ausland als auch Güter vom Ausland sortieren beziehungsweise rangieren kann, von grosser Wichtigkeit ist.