Obersulz 2019
Foto: Hanspeter Meier
Flur Obersulz 2019
Foto: Hanspeter Meier
Angaben über die Besitzer der Liegenschaft Obersulz der Bürgergemeinde Muttenz
AIs Unterlage dienten in der Hauptsache die amtlichen Fertigungsprotokolle (Kaufverträge )
zusammen gestellt von Karl Pflrter-Haller, alt Zivilstandsbeamter.
Heutiger Grundbuchbeschrieb:
Parzelle 2880 Wiese auf Obersulz 90 a 15 m2
Gebäude, Hofplatz und Garten 9 a 49 m2
Wohnhaus und Ökonomiegebäude Nr. 11, Nebenhöfe auf Obersulz
Alte Grundbuchbezeichnung: Sektion J 21 und 21a mit damaliger Hausnummer 245
Eintragung im Brandlager vor 1B80:
Wohnhaus 2 Stock, Gewölbekeller, 6 Zimmer, 2 Küchen, Scheune und Stall, frei-stehend , in Stein 651 Ster à Fr. 11.- Fr. 7'200.-
Nebengebäude 245 A, Wohnung, Zimmer, Küche, Stall, 1/2 Stein, 1/2 Riegel, freistehend 301 Ster à Fr. 9.- Fr. 2’700.--
Über dem Hauseingang befindet sich in Stein gehauen ein Baslerstab und die Jahrzahl 1788. Diese darf wohl als Erbauungsjahr angesehen werden.
Inschrift über Hauseingang, teilweise von Pflanzen verdeckt.
Foto: Hanspeter Meier, 2019
Durch wen die Gebäulichkeiten erstellt worden sind, ist im Gemeindearchiv nicht ersichtlich. Man kann annehmen, dass der Bau im Zusammenhang mit dem Betrieb der Sulzgrube erfolgte um den Steinbrucharbeitern den Arbeitsweg zu verkürzen. Landwirtschaftliche Belange dürften kaum ausschlaggebend gewesen sein, indem die kleine Kulturlandfläche auch in der damaligen Zeit einer Familie nicht die notwendige Existenzgrundlage geboten hätte. Die mässige Hanglage und die in nächster Nähe befindliche Quelle zum Bezuge des Trinkwassers dürften im Wesentlichen den Standort bestimmt haben. Die Quelle ist heute noch in Betrieb und liefert immer in hinreichender Menge einwandfreies Trinkwasser.
In Laufe der Jahre hat die Liegenschaft Obersulz mehrmals den Besitzer gewechselt. Die erste Eintragung findet sich im Fertigungsprotokoll vom Jahre 1852 vor:
Am 4. Dezember 1852 verkauft die Gemeinde das sogenannte Steingrubenhaus auf Sulz an Ambrosius Stürchler, von Büren, Solothurn zum Preise von Fr. J'500.--. Im Kaufvertrag ist dem Käufer das Recht zur Nutzung der unterhalb der Behausung gelegenen Quelle eingeräumt worden. In den nachfolgenden Handänderungen ist dieses Recht nie mehr erwähnt worden.
Vertrag Gemeinde mit Ambrosius Stürchler,
Museen Muttenz
An 3. Oktober 1857 verkaufte Stürchler die Besitzung an Leonhard Friedrich-Hug zum Preise von Er. 4'285.-- und am 3. September 1874 wurde diese zum Preise von Fr. 6'000.- von Jakob-Brüderlin-Straubhard, welcher als Grubenmeister im Steinbruch tätig war, erworben.
Im Jahre 1880 nahm Jakob Brüderlin-Straubhard im Dorf in der heutigen Liegenschaft Oberdorf 2 Wohnsitz und verkaufte das Obersulz am 19. Juli 1880, an Friedrich Häfelfinger-Basler.
Noch im gleichen Jahr ist das Wohnhaus abgebrannt, während das gegenüber gelegene Nebengebäude vom Brand selbst nicht betroffen worden ist. Im Brandlagerprotokoll befindet sich die Eintragung: 1880 abgebrannt. Beim Wiederaufbau sind bauliche Änderungen vorgenommen worden. Der Brandlagerbeschrieb lautete nun Wohnhaus 2 Stock, Gewölbekeller, 4 Zimmer, 1 Küche, Stein, freistehend. 651 m3 à Fr. 6.20 Fr. 6'000.-
Der Sterinhalt mit 651 m3 ist gegenüber dem bisherigen Beschrieb unverändert geblieben. Lediglich gegen Süden ist ein Fenster zugemauert worden. Es scheint, dass die Aussenemauern den Brand ohne Schaden überstanden haben.
Häfelfinger verkaufte die Liegenschaft an Ferdinand Brüderlin-Schneider, welcher am 9. Juni 1894 auf 0bersulz gestorben ist. Die Ehe war kinderlos und der Besitz ging an die Witwe über.
Diese verstarb am 9. Juni 1898. Durch letztwillige Verfügung gelangte ein Verwandter (ev. ein Bruder?) in den Besitz des Obersulz, ohne aber selbst dort Wohnsitz zu nehmen. Denn bereits am 31. August 1898 wurde das Gütlein zum Preise von Fr. 6'000.- von Georg Pfirter-Hammel und J.J. Stamm-Meyer Baumeister in Basel erworben.
Nach den Eintragungen in der Niederlassungskontrolle hat im Oktober 1898 als neuer und letzter Grubenmeister, der Italiener Pietro Giuseppe Chiaradia (von der Einwohnerschaft in Muttenz Schiradi genannt) mit seinen 8 Kindern auf 0bersulz Wohnsitz genommen. In der Einwohnerkontrolle ist das Datum seines Wegzuges leider nicht vermerkt, was allenfaIls einen genaueren Hinweis auf die Einstellung des Grubenbetriebes ermöglicht hätte. Schiradi war Besitzer eines Esels welcher beim Wegzug aus Muttenz an Emil Minder-Bell, Restaurant Zur Römerburg, verkauft wurde.
Georg Pfirter-Hammel verstarb im Jahre 1907 und das Obersulz gelangte in den alleinigen Besitz von J.J. Stamm-Meyer, später Gebrüder Stamm.
Am 18. Juni 1919 verkauften die Gebrüder Stamm das Qbersulz mit 4428 m2 Rampenareal auf SuJz an Jakob Häfelin-Schumacher. Der Käufer war eigentlich zur Arrondierung seines Grundbesitzes auf Sulz nur am Rampenareal interessiert, musste aber gegen seine Absicht auch das Obersulz miterwerben.
Am 10. März 1920 kaufte Emil Schnider-Schittenhelm das Obersulz und später trat dessen Sohn Karl Schnider in das Eigentumsverhältnis.
Nach 90 Jahren am 30. Oktober 1942 gelangte die Besitzung zum Preise von Fr. 12'500.- wieder in das Eigentum der Bürgergemeinde.
Das Nebengebäude 11 a ist bereits im Jahre 1936 abgebrochen worden. Zur Hebung der Wohnqualität hat die Bürgergemeinde in den-vergangenen 50 Jahren erhebliche Mittel in die Liegenschaft investiert. Die Zuleitung der Elektrizität verdrängte die letzte Petroleumbeleuchtung aus einer Wohnbehausung in Muttenz und ermöglichte ausserdem die Installation einer direkten Wasserversorgung. Durch Radio und. Fernsehen ist die für hiesige Verhältnisse abgelegene und einsam dastehende Liegenschaft der weiten Welt näher gerückt worden.
Grundmauern eines Nebengebäudes, welche übrig geblieben sind.
Foto: Hanspeter Meier, 2019
Als letzte Errungenschaft konnte die Liegenschaft Ende 1981 auch an das Telefonnetz angeschlossen werden.
Muttenz, im Januar 1982
Karl Pfirter-Haller