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In einer Zeitspanne von nur fünf Generationen hat sich das Aussehen der Gemeinde Muttenz völlig verändert. Einwohnerinnen und Einwohner, welche vor 100 Jahren hier lebten, würden ihre Wohngemeinde heute wohl kaum mehr wiedererkennen. Durch die grossflächige Überbauung der Rheinebene und die moderne Land- und Forstwirtschaft wurde die Landschaft grundlegend umgestaltet. Trotzdem ist die Naturvielfalt heute in Muttenz erstaunlich gross und es lassen sich noch immer etliche Kostbarkeiten finden. Europaweit einzigartig ist eine Varietät der Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera var. basiliensis) (Abb. 1). National bedeutsam ist das Vorkommen des Mittelspechtes. Dazu kommt noch eine grössere Zahl von regional seltenen Arten. So enthält die Liste der besonderen Pflanzenarten im Landschaftsentwicklungskonzept (LEK)1 insgesamt rund 100 Arten, darunter 16 Orchideenarten (siehe Liste unten, pdf).

Varietät der Bienen-Ragwurz (Rheinbord östlich des Birsfelder Hafens), Foto Paul Imbeck

Die hohe Artenvielfalt in Muttenz hängt mit der geographischen Lage zusammen: Einerseits treffen hier die drei grossen Landschaftstypen Oberrheinische Tiefebene, Tafeljura und Hochrheintal aufeinander, andererseits befindet sich Muttenz im Schnittpunkt dreier grosser Wanderachsen für Flora und Fauna (Hochrheintal, Oberrheinische Tiefebene und Burgunderpforte). Zusätzlich beeinflussen folgende Faktoren die Artenvielfalt:

Die Flächengrösse der Gemeinde: Mit 16,7 km2 ist Muttenz die zweitgrösste Gemeinde des Baselbietes.

Die Höhendifferenz: Durch die knapp 400 m Höhenunterschied bestehen klimatische Unterschiede zwischen dem tiefsten Punkt am Rhein (260 m ü. M.) und dem höchsten Punkt im Stierenwald (642 m ü. M.). Die höheren Lagen weisen etwas tiefere Temperaturen und etwas höhere Niederschlagsmengen auf.

Die klimatische Gunstlage am Südende der Oberrheinebene: Die Region Basel zählt zu den wärmsten Gebieten der Schweiz. Warme Gebiete weisen eine höhere Artenvielfalt auf als kühle Gebiete.

Die zwei bedeutenden Fliessgewässer Rhein und Birs: Grosse Fliessgewässer zeichnen sich durch artenreiche Lebensgemeinschaften aus. Sie bilden zugleich wichtige Wanderkorridore und Rastplätze für ziehende Arten.

Die unterschiedlichen Gesteine des Untergrunds: Im Gemeindebann kommen silikathaltige Gesteine (Flussschotter im Hochrheintal, Deckenschotter auf der Rütihard), kalkreiche Gesteine (Birsschotter, Jurakalke), Löss (auf der Rütihard), Gehängelehm (in den Hangfussbereichen) sowie Ton- und Mergelgesteine (Talkessel südlich des Wartenbergs) vor. Basen- oder Säuregehalt, Wassergehalt und Nährstoffangebot der Böden haben Einfluss auf die Artenzusammensetzung.

Der hohe Flächenanteil des Siedlungsgebiets und der Verkehrsflächen: Vor allem im Auhafen und im Rangierbahnhof wurde ein neues Angebot an Ersatzlebensräumen für die artenreiche Pionierflora und -fauna geschaffen. Gleichzeitig begünstigen Siedlungen und Verkehrsinfrastrukturen
die Einschleppung und Ansiedlung fremder Arten (durch Anpflanzung in Gärten und Rabatten oderdurch den Gütertransport).

Die Neuschaffung mehrerer Weiheranlagen: Nachdem im 19. und 20. Jahrhundert Feuchtstandorte grossflächig trockengelegt worden waren, entstanden in den vergangenen Jahren an verschiedenen Orten neue Weiheranlagen. Dies ermöglichte die Ansiedlung und Ausbreitung von Wasser und Sumpfpflanzen sowie von Wassertieren.

Aufgrund der vorhandenen Standortunterschiede lässt sich der Gemeindebann von Muttenz in Naturräume unterschiedlichen Charakters einteilen (Naturräume: Zonierung). Viele Arten kommen in allen Naturräumen vor. Jeder einzelne Naturraum hat aber auch Spezialitäten, welche ihn von den anderen unterscheidet. Die genaue Zahl aller in Muttenz vorkommenden Lebewesen ist nicht bekannt. Es sind jedoch mehrere Tausend verschiedene Arten. Nur schon die Artenzahlen der in Muttenz festgestellten Pflanzen und Schmetterlinge ergeben zusammen mehr als 1300. Die überwiegende Zahl der Arten lebt unscheinbar im Verborgenen. Deshalb nehmen wir diese grosse Vielfalt nicht wahr. Zudem wäre eine vollständige Erfassung aller Arten noch heute nicht möglich. Die nachfolgende Beschreibung der Muttenzer Pflanzen- und Tierwelt ist daher sehr unvollständig, weil systematische Erhebungen fehlen und sich die Auswahl auf die besser bekannten Organismengruppen beschränkt.

aus: Muttenz zu Beginn des neuen Jahrtausends, 2009, S. 37, Autor: Paul Imbeck