Dank der Standortvielfalt weist Muttenz eine überraschend
hohe Zahl an Pflanzenarten auf, nämlich etwa
8001. Dies entspricht rund zwei Dritteln der gesamten
Flora des Baselbietes. Für den Zeitraum von 1971 – 1981
weist das Gebiet Wartenberg -Gempenplateau mit 514
Arten2 am meisten auf. Auffällig artenreich ist aber auch
das wesentlich kleinere Gebiet Rütihard-Rothallen-Geispel
mit 362 Arten. Im Areal des Rangierbahnhofes und
des Auhafens wurden insgesamt 291 Arten erfasst, im
Siedlungsgebiet von Muttenz 247 und in der Hard 235.
Seltene Arten wachsen vor allem an Stellen mit extremen
Standortverhältnissen, wie Trocken-, Nass-, Mager- und
Pionierstandorte, Schattlagen, bodensaure Standorte,
Schutthänge und bestimmte landwirtschaftliche Kulturen
(zum Beispiel Reben, Lössäcker). Ein Fünftel aller in Muttenz
nachgewiesenen Arten sind Neueinwanderer (Neophyten),
welche nicht zur einheimischen Flora zählen.
Pionierstandorte im Auhafen und im
Rangierbahnhof
Die Pionierstandorte im Auhafen und im Areal des Rangierbahnhofs
zeichnen sich durch eine besondere Flora
aus (Abb. 3). Von den rund 200 Arten des Auhafens sind
rund 25 % gefährdet; von den 130 Arten des Rangierbahnhofs
sind es 20 %3. Neben den vielen Seltenheiten weisen
Pionierstandorte einen hohen Anteil an Neophyten
auf. Viele Pionierarten waren ursprünglich auf den kahlen
Schotterflächen von natürlichen Flussauen beheimatet.
Auf unversiegelten Restflächen des Hafenareals, des
Rangierbahnhofs sowie der Gewerbe- und Industriezonen
haben sie Ersatzlebensräume gefunden. Hier herrschen
Standortverhältnisse, die jenen von Flussauen ähnlich
sind. Anstelle von Hochwassern verhindern Materialumschlag,
regelmässiges Befahren oder häufiges Begehen
eine ungestörte Vegetationsentwicklung. Deshalb bleiben
solche Stellen offen und vegetationsarm, sodass sich
auch konkurrenzschwache Arten ansiedeln können (vor
allem einjährige Pflanzen).
Im Areal des Rangierbahnhofs wurden folgende Seltenheiten
nachgewiesen4:
Seltene Pflanzenarten im Areal Rangierbahnhof
Pariser Labkraut Lecoque’s Mohn
Feld-Steinquendel Schmalblättriger Hohlzahn
Aufrechter Ziest Lampen-Königskerze
Einfaches Leinkraut Feld-Löwenmaul
Graukresse Schmalblättriger Doppelsame
Französische Rampe Niedriges Hornkraut
Sand-Hornkraut Mauer-Felsenblümchen
Spurre Niederliegendes Glaskraut
Salzkraut Färberweid
Rundblättriger Storchenschnabel Gefleckte Wolfsmilch
Niederliegende Wolfsmilch Silber-Fingerkraut
Rainfarn Schöner Pippau
Borstiger Pippau Frühlings-Kreuzkraut
Grosser Bocksbart Savoyer Habichtskraut
Krause Distel Golddistel
Vom Hafenareal sind als weitere Kostbarkeiten Rheinische
Flockenblume, Ruten-Knorpelsalat (Abb. 2) und Drüsiger
Gänsefuss zu erwähnen. In der mageren Uferböschung
kommen Bienen-Ragwurz (Normalform und Varietät basiliensis,
Abb. 1, S. 38), Moschus-Malve, Rauhe Nelke,
Pracht-Nelke (erstmals 2008) und Kleine Bibernelle vor.