Um 1900 bildete das Bauernhaus (Nr. 97) mit Scheune den vorläufigen Abschluss der westlichen Strassenzeile. Nach dem Durchgang folgten noch Haus 99 (mit Coiffeur) und anschliessend das direkt angebaute Restaurant Warteck.
Die Scheune wurde schon kurz nach 1900 abgerissen und an ihrer Stelle ein Wohnhaus mit Laden gebaut. Zuerst war dort ein Colonialwaren-, Mercerie- und Bonnetriegeschäft, dann ein Uhrenladen. Seit 2013 befindet sich ein Stofflanden dort.
1933 eröffnete Berty Leupin die Arbogast-Apotheke. 1998, nach dem Umzug der Apotheke in das COOP-Center, übernahmen verschiedene Firmen den Laden, u.a. ein Reisebüro und später eine Bäckerei.
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um 1910 (Poststempel 1919) Foto Museen Muttenz, Lizenzbedingungen CC BY-SA 4.0 |
Foto: Hanspeter Meier |
Ausschnitt: um 1910 war der linke Hausteil ein reines Wohnhaus mit Garten vor dem Haus.
Nutzung der Häuser
Damals (auf Foto von 1910) | Gestern | Heute (auf Foto von 2021) |
87: Wohnteil Bauernhaus | Bijouterie/Uhren, Haushaltsgeschäft Bressan | Blumengeschäft Atelier des Fleurs |
89: Scheune/Stall | Hersberger | |
91: Bauernhaus | Bäckerei Rieder, div. Coiffeursalons | Beerdigungsinstitut |
93: Spenglerei Adolf Häusermann | Schuhmacher | |
95: Colonialwarengeschäft Meyer | Uhrenladen Imhof | Stoffladen |
Übersichtsplan Sektion A, 1918
Bauverwaltung Muttenz
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Zeitweise beherbergte der Laden das Uhren- und Bijouteriegeschäft C. Monbaron. Foto Museen Muttenz, Lizenzbedingungen CC BY-SA 4.0, o.J. |
Die Gebäulichkeiten 2021 Foto: Hanspeter Meier |
Bauernhaus 87/89
Der Bauernhof mit Wohnhaus (Nr. 87) und Stall/Scheune (Nr. 89) gehörte dem Viehhändel Weiler, welcher ca. 1930 in Konkurs ging.
1933 kaufte eine Familie Sieber das Areal mit dem Wohnhaus für 90‘000.-
Ernst Hersberger, der Vater von Richard Hersberger, mietete sich damals in die Scheune und den Stall ein.
1934 wurde die Scheune und der Stall samt Land von Hersberger für 29‘000.- erworben. 1995 kaufte Richard Hersberger auch das Wohnhaus.
In diesem Wohnhaus wurde im Laufe der Zeit ein Laden eingebaut, der verschiedne Geschäfte beherbergte. So gab es das Uhren- und Bijouteriegeschäft C. Monbaron, später das Haushaltgeschäft Bressan. 1995 wurde es von Hersberger gekauft.
Heute befindet sich dort das Blumengeschäft Atelier des Fleurs.
1937 baute der Bottminger Architekt Ernst Bühler ein dreigeschossiges, sechsachsiges Wohn- und Geschäftshaus für Ernst Hersberger. Dort war das Geschäft sowie die Polsterei und Teppichlegerei untergebracht. Bis 1984 arbeiteten dort 29 Personen.
(zusammengefasst nach einem Gespräch mit Richard Hersberger, 2021)
Der Brunnen vor dem Haus wurde im Rahmen einer Strassensanierung und Bau der Post vor das Postgebäude versetzt. Auf dem alten Bild von 1910 existiert noch ein Garten vor dem Haus, später nur noch neben dem Haus. Heute ist er nach verschiedenen Sanierungen auf eine kleine seitliche Rabatte reduziert worden.
Foto: Hanspeter Meier, 2021
1962 bauten die Basler Architekten Förderer, Otto, Zwimpfer einen zweigeschossigen Erweiterungsbau (Ausstellungsgebäude mit Werkstatt) auf der Westseite. Der Flachdachbau in Sichtbeton schliesst direkt an einen Holzschopf der Liegenschaft Nr. 87 an. Die Architektur wird dem sogn. Brutalismus ("béton brut": Katholische Kirche) zugeordnet.
Taunerhaus 91 (?)
Das Haus Nr. 91 könnte von der Grösse her ein Taunerhaus gewesen sein. Später zog die Bäckerei Rieder ein. Eine zeitlang waren verschiedene Coiffeursalons tätig. Heute finden wir dort ein Beerdigungsinstitut.
Noch ein Hinweis zum Haus 93: Dort war die Spenglerei Adolf Häusermann angesiedelt. Aus diesem Geschäft entwickelte sich die Jauslin AG.
Die nördlichste, nachweisbare Bebauung des 16. Jahrhunderts findet sich in der Liegenschaft Hauptstrasse 60 und kann aufgrund stilistischer Merkmale mindestens in diese Zeit datiert werden (Hauptstrasse 60, Holzaltersbestimmung durch die Dendrochronologie möglich). Hier handelt es sich um einen unterkellerten Bau, der sich im 17. Jahrhundert zu einem dreiachsigen Bauernhaus entwickelt hat. (Dorfkernuntersuchung 2021)
Häuser Nr. 58/60 auf dem ![]() Karte Staatsarchiv Baselland |
Vor dem Haus Familien Schorr-Dietler und Zeller-Schorr. Der Wohnteil hat im Unterschied zu älteren Häusern den Zugang in der Hausfront und nicht im Scheunengang.
Die Scheune wurde 1927 abgerissen und durch ein dreigeschossiges Wohnhaus mit Laden und Garage ersetzt. Im Jahr 1936 wurde die Garage in einen Laden mit Schaufenster umgebaut. 1975 wurde die Schaufensteranlage erweitert. (Quelle: Muttenz, Hauptstrasse um 1975, Einwohnergemeinde Muttenz)
An 1959/60 wurde der Eingang zum Kino Atina, seit 2006 Filiale Denner, eingebaut.
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Die Bauernhäuser an der Hauptstrasse sind schon im Parzellenplan von Siegfried 1830/40 eingezeichnet. | |||
Parzellenplan von Siegfried 1830-40 mit damaliger Hausnummerierung Museen Muttenz |
Übersichtsplan Sektion A, 1918 Bauverwaltung Muttenz |
Die beiden Flugbilder von 1925 und 1949 zeigen schön die gestaffelte Bauweise der Bauernhäuser, welche in Muttenz typisch war.
1960 wurde die Scheune von Frau Vögeli (68) und das Wohnhaus Ellenberger (68) abgerissen. An der Stelle der beiden Häuser wurden zwei Wohn- und Geschäftshäuser gebaut.
Im Jahr 1974 wurde das Haus Nr. 64 - links neben dem Haus Nr. 62 - abgerissen und durch ein Wohn- und Geschäftshaus ersetzt
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Haus Nr. 15 auf dem ![]() Karte Staatsarchiv Baselland |
Parzellenplan von Siegfried 1830-40 Museen Muttenz |
Parzellenplan von 1939 Museen Muttenz |
Die erste urkundliche Erwähnung der Liegenschaft findet man bereits aus dem Jahr 1569. Sie existierte wohl schon lange vorher. Am rundbogigen Scheunentor stand die Jahrzahl 1645. Damals wurde wohl die Vorderfront erneuert. Die danebenstehende Jahrzahl 1804 weist auf den damaligen Eigentümer H.S. = Hans Jakob Seiler hin. Er war von 1785 - 1798 Untervogt (Vorgesetzter der Gemeinde Muttenz), nach der französischen Revolution wurde daraus die Bezeichnung Gemeindepräsident. Seiler war bis 1814 auch Grossrat im ehemaligen Kanton Basel. Er starb 1829, noch vor der Teilung des Kantons.
Zuletzt gehörte der Bauernhof der Familie Süsstrunk. Sie übernahm den Hof von der Familie Ifert-Stingelin.
1954 kaufte das Milchhüsli die Liegenschaft und riss für den Erweiterungsbau den Bauernhof ab.
aus den Notizen von Jakob Eglin (Bibliothek A 6.5)
Vor dem Umbau des Milchüsli von 1965. Die Scheune vom Bauernhaus Süsstrunk (rechts) diente als Garage.
Foto aus Broschüre «Zum 75jährigen Bestehen der Milchgenossenschaft Muttenz, 1985»
Luftbild vom 12.7.1949 ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv/Stiftung Luftbild Schweiz / Fotograf: Friedli, Werner / LBS_H1-012530 / CC BY-SA 4.0 |
Luftbild vom 12.7.1949
ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv/Stiftung Luftbild Schweiz / Fotograf: Friedli, Werner / LBS_H1-012533 / CC BY-SA 4.0
Am linken Bildrand Nr. 15, 22.5.1956
ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv/Stiftung Luftbild Schweiz / Fotograf: Friedli, Werner / LBS_H1-019265 / CC BY-SA 4.0
J. Eglin erwähnt noch Folgendes:
An Bodenzins hatte der Nutzniesser der Liegenschaft an die früheren Feudalherren und deren späteren Rechtnachfolgern seit vielen Jahrhunderten alljährlich zu entrichten:
9 Sester Korn
3 Hühner
60 Eier.
Im Jahre 1804 wurden die Bodenzinse endgültig abgeschafft.