Auf dem Scheunetorbogen des spätgotischen Bauernhauses steht die Jahrszahl 1651.
Das Bauernhaus zählt zu den ältesten im Dorf und ist schon auf dem Plan von G.F. Meyer um 1680 eingezeichnet.
Haus Nr. 19 auf dem ![]() Karte Staatsarchiv Baselland |
Es ist ein typisches Kleinbauernhaus mit kleinem, schmalen Wohnteil, bei dem der Eingang fehlt. Dieser ist im Tenn zu finden.
Das Bauernhaus wurde 1973 zum Dreifamilienhaus umgebaut.
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1940, Bauernhaus von 1651 | |
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Flugaufnahme 2009 Bild: Heimatkunde Muttenz, Barbara Sorg |
Die nördlichste, nachweisbare Bebauung des 16. Jahrhunderts findet sich in der Liegenschaft Hauptstrasse 60 und kann aufgrund stilistischer Merkmale mindestens in diese Zeit datiert werden (Hauptstrasse 60, Holzaltersbestimmung durch die Dendrochronologie möglich). Hier handelt es sich um einen unterkellerten Bau, der sich im 17. Jahrhundert zu einem dreiachsigen Bauernhaus entwickelt hat. (Dorfkernuntersuchung 2021)
Häuser Nr. 58/60 auf dem ![]() Karte Staatsarchiv Baselland |
Vor dem Haus Familien Schorr-Dietler und Zeller-Schorr. Der Wohnteil hat im Unterschied zu älteren Häusern den Zugang in der Hausfront und nicht im Scheunengang.
Die Scheune wurde 1927 abgerissen und durch ein dreigeschossiges Wohnhaus mit Laden und Garage ersetzt. Im Jahr 1936 wurde die Garage in einen Laden mit Schaufenster umgebaut. 1975 wurde die Schaufensteranlage erweitert. (Quelle: Muttenz, Hauptstrasse um 1975, Einwohnergemeinde Muttenz)
An 1959/60 wurde der Eingang zum Kino Atina, seit 2006 Filiale Denner, eingebaut.
Hauptstrasse 54, ehemals 39
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts gibt uns das Kirchenbuch erstmals Kunde von einem Wirt namens Niklaus Brüderlin, denn in seiner Wirtsbehausung wurde anno 1601 Gericht gehalten durch das Dorfgericht. Es war unter dem Vorsitz des Obervogts von Schloss Münchenstein, Samuel Übelin, sowie unter Mitwirkung des Untervogtes Lienhart Ürbin und dem Kirchmeyer Heinrich Pfirter.
Die hier in Frage kommende Wirtschaft betrifft das heutige Gasthaus zum Rössli, welches man als älteste Tavernenwirtschaft von Muttenz bezeichnen kann.
1625 erscheint als Nachfolger von Niklaus Brüderlin der Wirt Arbogast Dietler. Er hatte Ende März Maria Seiler geheiratet. Sie stammten beide von Muttenz.
Am 29. März 1625 erscheint der Name Arbogast Dietler im Kirchenbuch.
STABL, Kirchenbuch Muttenz 1 (1624-1686)
Ein Manuskript von Jakob Eglin gibt Auskunft über die Wirte des Rössli:
1635 wird Hans Schorr der Ältere, als hiesiger Bürger und Gastgeber des Rössli erwähnt.
1659 wird Lienhart Seiler als Wirt des Rössli erwähnt.
1673 wird der Wirt des Rössli Friedrich Brüderlin begraben. Von nun an erscheint bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts jeweils ein Mitglied der Familie Brüderlin als Rössli-Wirt:
1685 wird sein Sohn Jakob Brüderlin-Gysin als Wirt des Rössli aufgeführt. 1743 wird die Heirat von Rössli-Wirt Adam Brüderlin mit Verena Brüderlin erwähnt. 1760 stirbt Adam Brüderlin. 1784 wird der Rössliwirt Hans Jakob Brüderlin begraben.
1808 findet man nun als Rössli-Wirt Heinrich Pfau, zwei Jahre danach Johannes Pfau.
1815 wird als Rössli-Wirt Hans Ulrich Muspach erwähnt.
1823 kauft Friedrich Schorr-Meier die Liegenschaft von Johannes Pfau. Das Gasthaus bleibt nun bis 1937 in der Hand der Familie Schorr.
1866 übernimmt Friedrich Schorr-Aebin den Gasthof von seinem Vater.
1897 kauft Friedrich Schorr-Basler den Gasthof von seiner Mutter Anna Schorr-Aebin.
1909 erfolgt eine Erweiterung der Liegenschaft, ein Anbau mit tiefem Giebel. Ausser der Wirtschaft zum Rössli befindet sich nun auch Kaiser’s Kaffeegeschäft und die Metzgerei Rahm dort.
1934 verkaufen Friedrich und Anna Schorr-Basler den Gasthof Rössli an ihre Kinder Clara, Fritz und Anna Gertrud.
1937 geht die Liegenschaft von den Geschwistern Schorr an die E. Buess Weinhandlung in Sissach über.
1947 verkauft die Buess AG das Hotel Rössli an die Firma Reize AG in Muttenz.
1953 übernimmt Erwin Reize-Galati durch Kauf das Hotel zu Alleineigentum.
Ab 1960 bis 1981 wird in der Liegenschaft auch ein Kino geführt, das Athina.
Am 2. Juli 1986 wird mit dem Abbruch des Hotel «Rössli» begonnen und ein neues Wohn- und Geschäftshaus errichtet. Das Restaurant wird in der «Weinstube» (heute Restaurant Vicino) weitergeführt. Nur die Rössli-Apotheke erinnert noch an das ehemalige Gasthaus.
Das Rössli um 1905: In der Mitte das Gasthaus, links der Ökonomietrakt und rechts angebaut das Schlachthüsli, dahinter der Garten mit grossen Kastanienbäumen, in dem grosse Basler Feste gefeiert wurden. Um 1905, d.h. vor dem Umbau und der Erweiterung 1909
Museen Muttenz, Lizenzbedingungen CC BY-NC-SA 4.0
Eingangsbereich des Gasthauses Rössli vor Umbau und Erweiterung 1909
Museen Muttenz, Lizenzbedingungen CC BY-NC-SA 4.0
Nach dem Umbau 1909: Im giebelseitigen Hausteil, links Kaiser’s Kaffeegeschäft, rechts davon die Metzgerei Rahm. Im traufseitigen Hausteil, mit tieferem Giebel, der Anbau.
Museen Muttenz, Lizenzbedingungen CC BY-NC-SA 4.0
Die Hauptstrasse um 1910, rechts der Gasthof zum Rössli
Museen Muttenz, Lizenzbedingungen CC BY-NC-SA 4.0
Von links: Kaisers Kaffee-Geschäft, Metzgerei Otto Gloor, das Restaurant. Im 1. OG die Hotelzimmer. Vor dem Umbau 1919
Museen Muttenz, Lizenzbedingungen CC BY-NC-SA 4.0
vor 1949: Kaisers Kaffee Geschäft, Metzgerei Otto Gloor,
links Reformgeschäft im Haus No. 58, ab 1960 dort Zugang zum Kino Athina (15.1.1960-31.12.1981), dann Denner
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Angestellte des Rössli, Jahr unbekannt
Bild: Ruth Auer-Bielser und Eduard Bielser
Das Kino Athina
Das Kino war vom 15.1.1960 - 31.12.1981 in Betrieb, im umgebauten Coiffeur- und Kaffeegeschäft neben dem Restaurant Rössli (Architekt Hans Stöferle) mit 400 Plätzen. Besitzer war die Familie Reize-Galati. Nach der Kinoschliessung Umnutzung in eine Denner-Filiale.
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Quelle: http://www.traumkinobasel.ch |
Abbruch und Neubau
Am 2. Juli 1986 wurde mit dem Abbruch des Hotel «Rössli» begonnen und ein neues Wohn- und Geschäftshaus errichtet. Das Restaurant wird in der «Weinstube» (heute Restaurant Vicino) weitergeführt.
Rössligasse 17. Januar 1989
Foto Peter Buser, Museen Muttenz, Lizenzbedingungen CC BY-NC-SA 4.0
Die Liegenschaft im Jahr 2018 mit der Rössli-Apotheke, deren Name noch an das ehemalige Gasthaus erinnert.
Foto: Hanspeter Meier
Zeichnungen Karl Jauslin
Zeichnungen Karl Jauslin, 1889
Museen Muttenz, Lizenzbedingungen CC BY-NC-SA 4.0
Personen im Rössli
Gaststube des Rössli: Dorfarzt Dr. Emil Hübscher (in der Mitte mit der Flasche) und von links der Metzgerbursche Rudolf Birmann, der Kuh- und Hühnerhändler Kaspar Weiller, der Wirt und Metzger zum «Rössli» Fritz Schorr-Basler, der Chemiker Dr. Heinrich Grunewald, sowie Anna Maria Schorr-Aebin, die Mutter des Rössli-Wirts
Museen Muttenz, Lizenzbedingungen CC BY-NC-SA 4.0
Warteck-Kollegium - Mittwochsgesellschaft
Museen Muttenz, Lizenzbedingungen CC BY-NC-SA 4.0
Weitere chronistische Angaben
01.08. 1910 | Nachmittag war es der neu erstellte Anbau des Gasthof zum Rössli, der mit einem Brandausbruch im Estrich zum Schauplatz wurde. Kurzschluss an der elektrischen Leitung war in diesem Falle die naheliegende Brandursache. |
25.09. 1923 | GemRat an Fritz Schorr-Basler Gasthaus zum Rössli: Wiederholte Klagen der Nachbarn wegen Nachtlärm durch Gäste, "welche nachts spät mit Autos herkommen und dann beim Weggehe in frühester Morgenstunde sich berechtigt fühlen, recht laut und auffallend sich zu benehmen." |
31.10. 1923 | GemRat: Keine Freinachtbewilligung an Fritz Schorr im "Rössli" nach der Wiederholung des Theaters des Musikvereins am 4.11., weil bereits für den gleichen Verein am letzten Sonntag Freinacht bewilligt worden ist. |
21.09. 1940 | Paul Reize * 1917 erhält Rössli auf 1 .10. |
Aus den Erinnerungen von Iselin und Obrecht
Das Rössli in den Erinnerungen 1875 - 1945 von Johannes Iselin
(Manuskript S. 11):
Wir tranken unter anderem eine Flasche Muttenzer aus dem Jahre 1865, dem besten Weinjahr des vorigen Jahrhunderts. Dieser Wein, die einzige Flasche noch von 65 im Rösslikeller, war altershalber ölig und entbehrte natürlich des frischen Geschmacks; es war bloss noch eine Kuriosität. |
(Manuskript S. 18):
Wenn möglich, ging man spazieren, oder man sass beim Glase zusammen, und zwar gewöhnlich im Rössli oder beim „Emelie“ (Emilie Schau in der Bierhalle Ramstein). An beiden Orten waren wir sozusagen zu Hause. |
(Manuskript S. 63):
Auf dem Rössli, dem höchsten Haus in Muttenz, befand sich lange Jahre ein Storchennest. |
(S. 86):
1896 «Von diesen Wanderungen kehrte ich gewöhnlich um die Mittagsstunde nach Muttenz zurück und speiste bei Fritz Schorr z. Rössli oder darauf in dieser oder jener Gesellschaft den Nachmittags todt. Im Rebstock fand sich gewöhnlich Gesellschaft zu einem Kaffeejass, ebenso im Rössli; Oft begleitete ich Fritz Schorr auf geschäftlichen Ausfahrten. |
In der Chronik 1904- 1912 von Pfarrer Johann Jakob Obrecht ist zu lesen (S. 52):
Sonntag, den 4. Februar 1906: Den auf heute ausgegebenen «Basier Nachrichten» ist zu entnehmen, dass Herr Fr. Schorr ihm «Rössli» dahier auf einer Weinausstellung in Arlesheim den ersten Preis für seine Weine (Jahrg. 1893, 1895, 1900, 1901, 1903, 1904) erhalten habe. |
Das Haus stammt aus der Zeit vor 1678, da es im Plan von G.F. Meyer eingezeichnet ist. Meyer zeichnet das Haus mit einem gotischen Giebel.
Ab Mitte des 20. Jh. wurde es als Wohnhaus mit einem Holz- und Kohlengeschäft genutzt. 1996 wurde das Gebäud in ein Wohn- und Bürohaus umgebaut.
Quelle: Hanspeter Jauslin, Muttenz, Hauptstrasse um 1975, 2011
Nach der gleichen Quelle ist das kleine vorglagerte Häuschen ein Stöckli zum Bauernhaus Nr. 51. ISOS bezeichnet es als "ehem. Waschhäuschen, ein zweigeschossiger Kleinbau mit Satteldach, 18. Jh".
1979 bis 1992 diente das Häuschen als Gemeindebibliothek, später als Ludothek. Anschliessend wurde es unterschiedlich genutzt.
Haus Nr. 45 auf dem ![]() Karte Staatsarchiv Baselland |
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1914 | |
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um 1910? Fotos: Museen Muttenz |
ohne Jahr |
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2018 Foto: Hanspeter Meier |
Das Dorf Ende 19. Jh. (Das Schulhaus Breite wird 1900 gebaut). Für grössere Darstellung auf Bild klicken!
© Museen Muttenz
Kirchplatz-Hinterzweienstrasse | Hinterzweienstrasse-Tram | Tram-Kreisel |
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rot markiert: geschütztes Kulturdenkmal