
Johannes Mesmer, * 13.12.1791 – † 09.11.1870 in Muttenz
Bild: Personenlexikon
Sohn des Johann Jakob, Förster, und der Ursula Mesmer. 1. Heirat 1813 Magdalena Ramstein von Muttenz; 2. Heirat 1856 Verena Meyer geb. Mohler. Schlüssel-Wirt in Muttenz 1819-61. Mitglied der provisorischen Baselbieter Regierung 1831. Scharfschützen-Offizier und Kriegskommissär in den Trennungswirren. Teilungskommissär 1833. Mitglied des Patriotischen Vereins 1833 und zuerst Anhänger der Bewegungspartei, dann der Ordnungspartei, schliesslich aber Revi. Freimaurer. Verfassungsrat 1832, 1838, 1850, 1862 und 1863. Landrat 1832-42 und 1866-69. Bezirksgerichtspräsident 1838. Strassen- und Wasserbauinspektor 1840. Mitglied der Kirchen-, Armen- und Schulgutsverwaltung. Tagsatzungsgesandter 1839 und 1846; Nationalrat 1851-54, hier zur Linken zählend. Regierungsrat 1848-50, 1855-56 und 1863-65 (Bau). Sein Gasthaus ist 1849 Treffpunkt der badischen Revolutionäre.
(aus dem Personenlexikon)
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Kirchenbuch Taufe Johannes Mesmer 1791 |
Familienregister Johannes Mesmer-Ramstein |
Auf dem Lande lebten fast doppelt soviel Menschen wie in der Stadt. Deshalb wartete man seit dem Freiheitsbrief von 1798 auf der Landschaft auf eine neue Verfassung, um im Basler Grossen und Kleinen Rat eine gerechte Sitzverteilung zu erhalten, nämlich ein Drittel Städter zu zwei Drittel Landschäftler.
In Muttenz, im Hause des Schlüsselwirts Johannes Mesmer, verkehrten die führenden Köpfe der Baselbieter. Man beabsichtigte nicht von Anfang an eine Kantonstrennung herbeizuführen, sondern man legte Wert auf eine der Bevölkerungszahl entsprechende Vertretung in der Regierung. Aber die neue Verfassung liess trotz Bittschriften auf sich warten und die Unzufriedenheit der Bewohner auf der Landschaft nahm zu.
Am 2. Januar 1831 kamen in Muttenz 300 (!) Vertreter aus zwanzig Baselbieter Gemeinden zusammen, um über das weitere Vorgehen zu diskutieren. Vier Tage später wurde schliesslich in Liestal eine provisorische Regierung aufgestellt. In diese Regierung wurde auch der Muttenzer Johannes Mesmer gewählt.
Eine Abstimmung über die Zugehörigkeit zur Stadt im November 1831 wurde von 46 Baselbieter Gemeinden boykottiert, auch von Muttenz. Sie wurden daraufhin alle zusammen aus dem Kantonsverband ausgeschlossen. Deshalb entschieden sie sich am 17. März 1832, den neuen Kanton Basel-Landschaft zu gründen. Die restlichen 30 Ortschaften blieben unter der Schirmherrschaft der Stadt. Allerdings gerieten sie in grosse Bedrängnis, denn Baselbieter Truppen versuchten, sie mit
Plünderungen und Brandschatzungen zum Umdenken zu zwingen. Die baseltreuen Gemeinden baten die Stadt um Schutz und Hilfe. Aber diese war dazu nicht mehr in der Lage: Am 3. August 1833 wurde die Basler Standestruppe an der Hülftenschanz zwischen Pratteln und Frenkendorf militärisch geschlagen.
Am 26. August 1833 beschloss schliesslich die eidgenössische Tagsatzung die Trennung. Damit war der neue Kanton Basel-Landschaft besiegelt.
aus: Muttenz zu Beginn des neuen Jahrtausends, 2009, S. 262, Helen Liebendörfer
Nach dem misslungenen Aufstand der Badenser anno 1848 gewährte Regierungsrat Mesmer dem Anführer der Badischen Revolution Friedrich Hecker nach dem Scheitern des Aufstands mehrere Wochen lang Asyl. Muttenz und der Schlüssel wurden zu einem wahren Wallfahrtsort für Deutsche.
Lesen Sie dazu die Erinnerungen von Jakob Christen: Beitrag zur Geschichte der Revolution des Baselschen Landvolkes 1830-33 (pdf unten!)
Quelle: A. Brügger, Muttenz
Friedrich Hecker, ein badischer Revolutionär
Von Verschiedene - Scan des Originals, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=13298953
Hauptstrasse 21
1878 kauft der Bäckermeister Adolf Jauslin-Balsiger von Muttenz die Liegenschaft. Er erscheint im kantonalen Verzeichnis der Wirtschaften 1892 und 1893 als Wirt zum Salmen.
1893, nach dem Tod von Adolf Jauslin, übernahm die Witwe Emma die Wirtschaft.
1896 verkauft sie die Liegenschaft an den Schneider Heinrich Ehrsam. Im Kaufvertrag ist sämtliches Wirtschaftsmobiliar inbegriffen. «Das auf dieser Liegenschaft berechtigte Wirtschaftspatent wird dem Käufer unentgeltlich abgetreten».
1924 Verkauf der Liegenschaft an Hermann und Emilie Leuenberger-Meier.
Vor 1933 wurde der Vorplatz zur Hauptstrasse erhöht und eingezäunt. Das Restaurant hatte, wie andere Wirtschaften auch, im Hinterland eine offene Kegelbahn. Sie wurde1933 überdacht.
1968 ging mit dem Tode der langjährigen Wirtin Emilie Leuenberger der «Salmen» an deren Tochter Hedwig Leu-Häsler über. Das Restaurant wurde nun nacheinander verpachtet: u. a. an Josef Sauter-Götz, an Rudolf Guggisberg-Schumacher und an Brigitte Wiesner.
1988/92 wurde der «Salmen» vollständig umgebaut: In der Gaststube wurde das Täfer neu konserviert und die Deckenbalken freigelegt. Vom neuen mittleren Teil führte eine geschwungene Treppe in den neuen gewölbten «Salmenkeller» mit 32 Plätzen für Bankette und Versammlungen. Im hinteren Teil, anstelle der Kegelbahn, standen nun weitere Wirtstische und das Buffet sowie anschliessend die neue Küche. Auch ein neues Wirtshausschild kam dazu: ein mächtiger goldener Fisch an. Das Schild befindet sich heute im Ortsmuseum Muttenz.
1997 übernahmen Scarlett und Konrad Leu-Hoffmann die Führung des bald 120jährigen Gastwirtschaftsbetriebes.
Ab 2002: wird das Restaurant Salmen Cöl + Co., eine Kollektivgesellschaft.
Nun wechselt der Salmen seinen Namen:
2005-2013: L'OEnothèque, Kauf durch Paul Dubey, Basel
2014-2017: Il Nuraghe
Heute : Osteria LA BOTTE, Christian Rubrichi, Muttenz
Restaurant Salmen nach 1920
Museen Muttenz, Lizenzbedingungen CC BY-NC-SA 4.0
Nach 1920, Der Salmen noch ohne vorgelagerte Terrasse.
Von links: Klara *1910 / Elsa genannt Bethli *1912 / Martha *1916 / Mutter Emilie Leuenberger-Meier 1879-1964 / Vater Gottlieb Hermann Leuenberger-Meier 877-1941 / Eugen *1905 / Lina *1908 / Ernst *1907
Museen Muttenz, Lizenzbedingungen CC BY-NC-SA 4.0
Emilie Leuenberger-Meier (1879-1964), die langjährige Wirtin auf dem „Salmen“ von 1924-1942
Museen Muttenz, Lizenzbedingungen CC BY-NC-SA 4.0
Der Salmen mit Terrasse (, nach 1933, Bild o.J.), grosses Brauereilogo im Giebel
Museen Muttenz, Lizenzbedingungen CC BY-NC-SA 4.0
Bild ohne Jahresangabe
Museen Muttenz, Lizenzbedingungen CC BY-NC-SA 4.0
Ohne Jahresangabe
Foto Strübin, Theodor, Archäologie und Museum Baselland, LizenzbedingungenCC BY-NC-SA 4.0
12.7.1949, Salmen mit überdachter Kegelbahn im Garten ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv/Stiftung Luftbild Schweiz Fotograf: Friedli, Werner, LBS_H1-012533, CC BY-SA 4.0 |
27.7.2009, Flugbild Foto. Barbara Sorg, Muttenz |
um 1960
Museen Muttenz, Lizenzbedingungen CC BY-NC-SA 4.0
1993, Wirtshausschild Salmen. Das Wirtshausschild, der goldene Salm, befindet sich heute im Depot der Museum Muttenz: Wirtshausschilder
Foto Karl Bischoff, Museen Muttenz, Lizenzbedingungen CC BY-NC-SA 4.0
1997
Fotograf Alphonse Masson, Redaktor Muttenzer Anzeiger, Lizenzbedingungen CC BY-NC-SA 4.0
Flugbild 2009
Foto Heimatkunde Muttenz, Barbara Sorg
2018
Foto Hanspeter Meier
Die 120jährige Geschichte der Wirtschaft zum Salmen
Karl Bischoff, Artikel im Muttenzer Anzeiger vom 6. Juni 1997
1683 war die Liegenschaft Nr. 19 (mit der Jahreszahl 1651 am Scheunentor) zusammen mit der Liegenschaft Nr. 21, dem «Salmen», noch eine einzige Liegenschaft [1]. Jedenfalls findet man auch 1763 unter der Nummer 63 [2]:
Eine Hofstatt, darauf zwei Häuser, zwo Scheunen, zwo Stallungen, zwei Kraut und zwei Baumgarten, einersits Jakob Stingelin, andersits Jacob Brodbecks Erben, vorn die Allmend, hinten auf den Fussweg stossend. Besitzer waren nacheinander der Geschworene Hans Tschudin und sein Sohn Friedrich, genannt Weinberts.
Die Trennung in zwei Liegenschaften erfolgte vor 1807. Im Brandlagerbuch aus diesem Jahr ist nämlich als Besitzer der heutigen Liegenschaft Hauptstrasse Nr.19 (bewertet mit 2400 Fr.) der Küfer Jakob Stohler verzeichnet und als Besitzer der Nr.21 (mit 1000 Fr. bewertet) Hans Tschudin aufgeführt.
Im Jahr 1810 erscheinen im Katasterbuch die Erben eines Johann Jauslin, Küfer, als Besitzer der damaligen Liegenschaften Nr. 604 bis 607, deren Flächen mit Ruthen und Fuss angegeben wird. Diese wurden 1875 versteigert. Käufer waren Alphons und Esther Pfirter-Itin. Das Haus wurde mit der Nr. 201 angegeben (Das Haus ist die Nr. 201 im Unterdorf, wie die heutige Hauptstrasse damals noch genannt wurde). Der nächste Kaufvertrag ist mit dem 22. Februar 1878 datiert und erstmals ist das Ausmass der Parzellen auch in Quadratmetern angegeben:
Nr. 604: 189 m2 21 Rth. 02 Fuss Gebäulichkeit, und Hofplatz.
Nr. 605: 15 m2 1 Rth. 74 Fuss Gässlein.
Nr. 606: 167 m2 18 Rth. 56 Fuss Krautgarten.
Nr. 607: 636 m2 70 Rth. 72 Fuss Baumgarten.
Katasterplan Section A von Philipp Jacob Siegfried, 1831
Museen Muttenz
Käufer war 1878 Adolf Jauslin-Balsiger, Bäckermeister, von und in Muttenz. Dieser erscheint im kantonalen Verzeichnis der Wirtschaften [3] 1892 und 1893 als «Jauslin Adolf, Bäcker». Dass schon sein Vorgänger Alphons Pfirter wirtete, ist eher unwahrscheinlich, denn sein Beruf war Mechaniker.
Wer war dieser Adolf Jauslin? In den vom Familienforscher Werner Hug aufgestellten Stammtafeln Jauslin [4] sind zwei Adolf Jauslin als Bäcker und Wirt zum Salmen verzeichnet, welche nicht der gleichen Jauslin-Linie angehören. Der 1847 geborene Adolf Jauslin, als Bäcker und Wirt auf Restaurant Salmen verzeichnet, war ein Sohn von Hans Jakob Jauslin (Wegmacher und Landwirt in Muttenz) und der Maria Magdalena Brodbeck.
Adolf Jauslin war mit Emma Balsiger, von Muttenz verheiratet, hatte 6 Kinder und lebte bis 1893. Nachdem er erst 46jährig beim Baden im Rhein ertrunken war, übernahm offensichtlich seine Witwe die Wirtschaft. In den Jahren 1893-95 ist nämlich als Inhaberin der Wirtschaft eine «Frau Jauslin, Bäckers» aufgeführt im Jahr 1896 ist «Jauslin-Balsinger Wwe» zu lesen.
Die Witwe Emma Jauslin-Balsiger hat mit ihren noch lebenden Kindern Emma, Adolf, Valerie und Frieda die Liegenschaft 1896 weiterverkauft an den Heinrich Ehrsam, Schneider, von Ramlinsburg, in Muttenz.
Im Kaufvertrag vom 10. Dezember 1896 ist u.a. sämtliches Wirtschaftsmobiliar inbegriffen, geschätzt auf 500 Fr. Der Käufer verpflichtete sich aber, die Vorräte an Wein, Spirituosen, Zigarren etc. bei Antritt zum Selbstkostenpreis zu übernehmen. «Das auf dieser Liegenschaft berechtigte Wirtschaftspatent wird dem Käufer unentgeltlich abgetreten. [5]»
Es folgte im Oktober 1908 der Verkauf an Emil-Meyer-Künzli, von und in Muttenz, ging aber bereits zwei Monate später aus unbekannten Gründen zurück an Heinrich Ehrsam.
Damit sind wir bei Leuten angelangt, welche heute noch in Muttenz bekannt sind, bei den Ehrsams. Von der Familie Ehrsam-Iselin war namentlich der Sohn Hans Ehrsam-Lehmann allgemein bekannt als mehrfacher Präsident des Musikvereins Muttenz.
Die Erben des Heinrich Ehrsam-Iselin verkauften 1924 an Hermann und Emilie Leuenberger-Meier, die Witwe Emilie Leuenberger an ihre Tochter Emilie Häsler-Leuenberger, in Güterverbindung mit Kaspar Häsler, von Gsteigwiler BE, in Basel-Augst.
Mit dem Tode der langjährigen Wirtin Emilie Häsler-Leuenberger ging am 2. Mai 1968 der «Salmen» an deren Tochter Hedwig Leu-Häsler über.
Während bisher die Wirtschaft immer von den Eigentümern geführt worden war, gab es ab 1965 Änderungen: Das Restaurant Salmen wurde nacheinander verpachtet: u. a. an Josef Sauter-Götz, an Rudolf Guggisberg-Schumacher, und an Brigitte Wiesner.
Der Parzelle 129 bestehend aus Hofraum, Garten, Wohn- und Geschäftshaus, Restaurant zum Salmen an der Hauptstrasse sowie einem Wegrecht zugunsten der nördlichen Nachbarparzelle 130 fehlte ein eigener Keller. Der Keller gehörte nämlich zur Nachbarparzelle 128. Der einstige Weinkeller musste gemietet werden, bis er endlich 1975 gekauft werden konnte.
Am 11. März 1997 zog die Besitzerfamilie ein. Scarlett und Konrad Leu-Hoffmann übernahmen die Führung des bald 120jährigen Gastwirtschaftsbetriebes.
Natürlich wurden im Laufe der Jahre immer wieder Erneuerungen vorgenommen. Schon vor 1933 ist der Vorplatz zur Hauptstrasse erhöht und eingezäunt worden. Das Restaurant hatte, wie andere Wirtschaften auch, im Hinterland eine offene Kegelbahn [6] Sie wurde1933 überdacht, 1950 erneuert und mit einem Kegelstellautomat versehen.
Und 1988/92 wurde der «Salmen» vollständig umgebaut: In der Gaststube wurde das Täfer neu konserviert und die Deckenbalken freigelegt. Vom neuen mittleren Teil mit einer Spiegelwand führte eine geschwungene Treppe in den neuen gewölbten «Salmenkeller» mit 32 Plätzen für Bankette und Versammlungen. Im hinteren Teil, wo sich die nun aufgehobene Kegelbahn befunden hatte, standen einige weitere Wirtstische und das Buffet sowie anschliessend die neue Küche. Auch ein neues Wirtshausschild kam dazu: ein mächtiger goldener Fisch an der Hausecke. Die drei neugestalteten Wohnungen hatten vom Gässlein aus einen besonderen Zugang.
Quellen und Anmerkungen
[1] Gemäss den Aufzeichnungen von Dorfhistoriker Jakob Eglin
[2] Präsenzberein von 1763. Bereine sind Verzeichnisse der Grundstücke und Güter, von deren Erträgnissen der Lehensnehmer dem Eigentümer Abgaben, namentlich Zehnten und Bodenzinse, zu entrichten hatte.
[3] Das gedruckte Verzeichnis der Wirtschaften im Staatsarchiv Basel-Land, Weinakten GA Mz 2
[4] Staatsarchiv Basel-Land Hilfsw Bro q 34.
[5] Das Wirtschaftspatent wurde damals nicht einer Person erteilt, sondern auf eine Liegenschaft ausgestellt, und zwar weil diese gewisse Bedingungen erfüllen musste. So berichtete Landjäger H. Baier 1901 der Polizeidirektion in Liestal: Vor zirka 3 Jahren seien 3 neue Patente erteilt worden: Wilh. Müller-Eglin, Jakob Lüscher-Gisin und Karl Meier-Ehrsam. Die ersten zwei haben nach Vorschrift je 2 Aborte und 1 Pissoir erstellen lassen, Meier nicht. Die Polizeidirektion wies darauf am 6. 9. 1901 den Wirt Karl Meyer-Ehrsam an, für bessere Aborteinrichtungen zu sorgen, und drohte im Unterlassungsfall mit Entzug bzw. Verweigerung des Patentes für 1902. Übrigens gab es bei einem Gesuch um Übertragung eines Patentes wegen dieser Regelung bis ins 20. Jahrhundert hinein immer wieder Schwierigkeiten und unnötige Umtriebe.
[6] Das waren einfache gehobelte Eichenbretter, die mit Wasser «geglättet» wurden. Nach jedem Schuss wurden die Kegel von den «Chaigelbuben» wieder aufgestellt, welche als Lohn ein Paar Batzen erhielten. Später konnte man sich ein gutes Sackgeld damit verdienen.
Burggasse 2
In den Erinnerungen 1875 - 1945 von Johannes Iseln ist zu lesen (Manuskript S. 17):
Solang Mesmer gelebt, war der Schlüssel die angesehenste Wirtschaft gewesen in Muttenz, in der meist nur gutes Publikum verkehrte. |
12.7.1949, ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv/Stiftung Luftbild Schweiz / Fotograf: Friedli, Werner / LBS_H1-012533 / CC BY-SA 4.0
«Nach Jakob Eglins Aufzeichnung über die Gasthäuser in Muttenz ist der Schlüssel das zweitälteste Wirtshaus in Muttenz. Nach einem Berain (Verzeichnis, Lagerbuch) gehörte die Liegenschaft ursprünglich zum Präsentgut des Erasmus Altars in einer Seitenkapelle des Basler Münsters und wird 1528 erstmals mit dem Inhaber Hans Brüderlin erwähnt.
Nach Eglin wurde der heutige Bau zwischen 1600 und 1620 errichtet. Der abgebrochene Scheunentorbogen trug allerdings die Jahreszahl 1688. Ferner steht im Scheitel der rundbogigen Kellertüre die Jahreszahl 1707. Die Initialen JHR weisen auf den Besitzer Johannes Rösch. Vermutlich wurde das Haus damals zum Wirtshaus.
1819 war Johannes Mesmer-Ramstein Besitzer des Schlüssels. Wie andere Wirte im Baselbiet betätigte er sich auch politisch und war einer der führenden Köpfe der Muttenzer in den Trennungswirren von 1830-33. Jedenfalls wurde er am 6. Januar 1831 in einer Versammlung in Liestal in die provisorische Regierung gewählt. Nach dem misslungenen Aufstand der Badenser anno 1848 gewährte Regierungsrat Mesmer den geflüchteten Führern der Badenser im Schlüssel Zuflucht. Muttenz und der Schlüssel wurden zu einem wahren Wallfahrtsort für Deutsche. Nach 1862 wechselte der Schlüssel mehrfach den Besitzer, bis ihn 1979 die Einwohnergemeinde Muttenz erwarb, von der ihn 1983 die Bürgergemeinde kaufte. Bereits 1950 war die Oekonomie abgebrochen und durch ein dreigeschossiges Wohnhaus ersetzt worden. Der Umbau durch die Bürgergemeinde sah die Restaurierung des Schlüssels und die Entfernung der Balkone am 1930 erstellten Wohnhaus vor.
Das dreigeschossige Wirtshaus aus dem Beginn des 17. Jahrhunderts wird von einem steilen Satteldach bedeckt. Es besitzt in allen Geschossen vier Fensterachsen, wobei die Fenster an den beiden Ecken jeweils sehr schmal sind und noch gotische Hohlkehlen besitzen. Zusammen mit dem rundbogigen Eingang und dem Eckpfeiler an der Gebäudeecke wirkt die Fassade symmetrisch und trotzdem spätgotisch. Jedenfalls handelt es sich um das grösste spätgotische Gebäude von Muttenz, ein Dorf, das sich sonst vor allem im Oberdorf durch seine Kleinbauernhäuser auszeichnet. Einzig das Aushängeschild mit dem Schlüssel macht deutlich, dass das stattliche Gebäude ein Wirtshaus ist.
Anlässlich der Restaurierung wurde darauf geachtet, dass auch das Innere restauriert und nicht vollständig erneuert wird. Vor allem die Wirtsstube mit der alten Holzdielendecke und die übrige Ausstattung verleihen dem Innern eine stilvolle Atmosphäre.
Während auf der Vorderseite die Gebäudegruppe vor allem durch die Entfernung der Balkone gewonnen hat, gewann die Rückseite durch Holzerker, Lauben und neue Giebelkonstruktionen, die vor allem zur Belichtung der neuen Wohnungen dienen und sich geschickt der Muttenzer Hinterhofarchitektur einfügen. Jedenfalls ist es hier gelungen, die historische Substanz nicht nur aufzuwerten, sondern durch bescheidene Erneuerungen zu ergänzen. Mit der Restaurierung des Schlüssels durch die Bürgergemeinde Muttenz hat das Dorf nicht nur eine Dorfbeiz gewonnen, sondern einen wichtigen Bestandteil der spätmittelalterlichen Bausubstanz gerettet.»
Quelle: Kantonales Inventar der geschützten Kulturdenkmäler
Anonymus, Heckers Aufenthaltsort zum Schlüssel in Muttenz, Lithografie und Aquarell 14,8 x 19,2 cm
Museum.BL
Das Wirtshaus zum Schlüssel (zweites Haus von rechts) um 1840. Im Schlüssel liefen die Fäden der Landschäftler zusammen. Der Wirt und Baselbieter Regierungsrat Johannes Mesmer bot 1848 dem Anführer der Badischen Revolution Friedrich Hecker nach dem Scheitern des Aufstands mehrere Wochen lang Asyl.
Zum Schlüssel gehörten die Parzellen No. 191-199 + 238, Katasterplan Section A von Philipp Jacob Siegfried, 1831
Museen Muttenz
Sect. A
No. 191, 192, 193, 194: Scheuer-Haus, Hof-Schopf und Stallplatz
No. 195: Waschhausplatz
No. 196: Kegelplatz
No. 197: Weg
No. 198: Haus- und Hofplatz
No. 199: Hausplatz
No. 238: Kräutergarten
Auf obgenannten Liegenschaften stehenden Gebäulichkelten "der Gasthof zum Schlüssel", bestehend in Scheuer u. Stallungen, Schopf, Tanzsaal, Sehlacht- und Waschhaus.
nach 1910
Museen Muttenz, Lizenzbedingungen CC BY-NC-SA 4.0
links das anstelle der Scheune gebaute Haus von 1930
Bauverwalltung Muttenz
1985, links das anstelle der Scheune gebaute Haus von 1930
Museen Muttenz, Lizenzbedingungen CC BY-NC-SA 4.0
1986, Sääli
Museen Muttenz, Lizenzbedingungen CC BY-NC-SA 4.0
1997
Museen Muttenz, Lizenzbedingungen CC BY-NC-SA 4.0
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