Der Muttenzer Dorfbach sorgte 2016 gleich zweimal für Hochwasser mit Überschwemmungen. Grund für die Hochwasser war eine ausserordentliche Wetterkonstellation: Zwei sehr starke Gewitterregen trafen auf durchnässte Böden, die nach einer unüblich langen Feuchtperiode kein Wasser mehr aufnehmen konnten. In Kombination führte das zu einer so grossen Wassermenge, dass die bestehenden Ableitungen des Dorfbachs und der Kanalisationen im Bereich Hüslimatt und dem unterhalb liegenden Siedlungsgebiet nicht mehr vollumfänglich möglich war. Auch wenn solche Wetterkonstellationen äusserst selten vorkommen – eine Studie des Kantons spricht von einem 300-jährlichen Ereignis – hat sich die Arbeitsgruppe Hochwasser umgehend damit befasst, wie der Hochwasserschutz verbessert werden kann.
Erweiterte Ableitungskapazitäten und Rückhaltemassnahmen
Neben bereits umgesetzten Sofortmassnahmen nahm die Bauverwaltung zusammen mit der Rapp Infra AG auch eine sorgfältige Ereignis- und Machbarkeitsanalyse vor. Die vom Kanton mitfinanzierte Machbarkeitsstudie ist nun abgeschlossen und fächert verschiedene Möglichkeiten auf. Sie reichen von der getrennten Ableitung des Dorfbachs in einer ganz neuen Leitung direkt in die Birs bis hin zu umfassenden Rückhaltemassnahmen oberhalb des Siedlungsgebiets. Ob eine dieser Lösungen oder besser eine mögliche Kombination von erweiterten Ableitungskapazitäten und Rückhaltemassnahmen in Form von Dämmen sinnvoll ist, klärt die Gemeinde nun ab – ebenfalls in Zusammenarbeit mit dem Kanton. Erfahrungen aus anderen Gemeinden und Landesteilen zeigen, dass es sich lohnt, solche Vorschläge sorgfältig zu prüfen: Die Abhängigkeiten im gesamten Siedlungsentwässerungsnetz sind komplex und die Investitionen je nach Lösung sehr hoch.
Welche maximale Wassermenge für ein Gesamtkonzept zum Hochwasserschutz berücksichtigt werden muss, gibt der Kanton vor. Diese wurde nach den regionalen Überschwemmungen von 2016 nach oben korrigiert und liegt für den Dorfbach in Muttenz neu bei 10 statt wie bisher 6,4 Kubikmeter Wasser pro Sekunde. Im Auftrag des Kantons berechnet jetzt die Firma Scherrer AG, was das für die Kapazitäten des Muttenzer Ableitungssystems und mögliche Rückhaltemassnahmen exakt bedeutet. Basierend darauf und ausgehend von der Machbarkeitsstudie werden die Gemeinde und der Kanton ein Vorprojekt für die Ausarbeitung konkreter Baumassnahmen lancieren. Geklärt werden müssen in diesem Zusammenhang auch finanzielle Fragen. Unter anderem die Höhe der Beteiligung des Bundes, des Kantons, der Gemeinde und allenfalls von privaten Grundeigentümern. Aber genauso die möglichen Folgen von Landschaftseingriffen.
Gemeinde Muttenz, Planung von baulichem Hochwasserschutz, 22. Mai 2018
Umsetzung 2019
Am 26. Juni 2018 hat die Gemeindeversammlung den Ausführungskredit zur Ergänzung des GEP-Vorhabens Dorfbachableitung Hüslimatt im Hinblick auf den Hochwasserschutz genehmigt. Inzwischen sind die Planungsarbeiten weiter fortgeschritten und die Auftragsvergabe für die Ausführung des Pressrohrvortriebs an die Firma Grund- und Tiefbau AG in Pratteln ist erfolgt, sodass mit den vorbereitenden Bauarbeiten für die temporäre Umlegung von Werkleitungen bereits am 4. Februar 2019 gestartet werden konnte. Ab 18. Februar 2019 beginnen die Hauptarbeiten mit dem Aushub und der Aussteifung der Baugruben für den Ziel- und Pressschacht für den Pressrohrvortrieb. Aufgrund der massiven Abmessungen dieser Baugruben wird die Durchfahrt in der Hüslimattstrasse nicht mehr möglich sein. Die Zufahrt zu den anstossenden Privatgrundstücken bleibt immer gewährleistet, kann aber aus vorerwähntem Grund nur von einer Seite in der Hüslimattstrasse her erfolgen. Für die oberhalb einer offenen Baugrube gelegenen Grundstücke bedeutet dies, dass die Zufahrt via Gempengasse – Mühlackerstrasse in die Hüslimattstrasse funktioniert. Die Bauarbeiten für die Erstellung der neuen Ableitung des Dorfbachs sollen im Wesentlichen bis Ende 2019 abgeschlossen und der Strassenraum wieder in den heutigen Bestand zurück versetzt werden.
Die durch die Bauarbeiten tangierte Anwohnerschaft wird direkt und fortlaufend über einzelne bevorstehende Bauabläufe und die damit verbundenen Einschränkungen informiert. Für die Planung und Bauleitung des Bauvorhabens zeichnet die Firma gsi Bau- und Wirtschaftsingenieure AG in Basel verantwortlich. Darüber hinaus steht die Bauverwaltung, Abteilung Tiefbau, welche die Planung, die Bauleitung und die Bauausführung koordiniert, bei Fragen der interessierten Einwohnerschaft gerne zur Verfügung.
aus dem Überweisungsschreiben des Gemeinderates zur Gemeindeversammlung vom 14.Okotber 2010
Im Frühling 2012 erfolgte der Zusammenschluss der neuen Ableitung an die bestehende Dorfbachleitung im Bereich Burggasse/Kirchplatz. Seither fliesst der Dorfbach via Oberdorf–Burggasse–Breitestrasse–Rothausstrasse in den Rhein.
Blick ins Bohrloch in der Hüslimattstrasse mit der Installtaion für den Pressrohrvortrieb
Foto Hanspeter Meier, April 2019
Die nächsten Rohre liegen schon bereit
Foto Hanspeter Meier, April 2019