Das Schmücken mit Maibaum
Eduard Strübin Jahresbrauch im Zeitenlauf, Liestal 1991
In der Walpurgisnacht vom 30. April zum 1. Mai werden die bösen Wintergeister vertrieben. In Baden-Württemberg, Bayern und Österreich begeht man zu dieser Zeit den Frühlingsbeginn mit dem feierlichen Aufrichten eines grossen Maibaums auf dem Dorfplatz. Der Maibaum ist auch in der Schweiz vereinzelt in ländlichen Gemeinden anzutreffen. Doch die Baselbieter feiern die Tradition auf ihre ganz spezielle Weise. Im Gegensatz zum Rest der Welt, zieren die Maibäume dort auch die Dorf-Brunnen.
Anfang Mai sind die Dorfbrunnen mit einem kleinen Maibaum geschmückt. Über den ganzen Monat Mai bleibt jeweilen ein Maibaum auf dem Dorfplatz, beim Brunnen Baselstrasse, im Oberdorf und an der Hauptstrasse stehen.
Foto Hanspeter Meier
Maibäume, die Brunnen zieren, sind laut dem Baselbieter Volkskundler Eduard Strübin eine Baselbieter Eigentümlichkeit. In der Nacht auf den 1. Mai werden in über der Hälfte der Baselbieter Gemeinden geschmückte Tännchen auf Brunnen aufgestellt. In vielen Orten sind es die Jungbürger, die fürs Aufrichten der Maibäume verantwortlich sind. Die ersten bekannten schriftlichen Zeugnisse dieser Praxis stammen aus dem Jahr 1544. Neben dem Aufstellen des Maibaums gibt es in verschiedenen Gemeinden auch das Maisingen und viele Trachtengruppen pflegen auch den Maitanz, den die 1932 gegründete Trachtengruppe Liestal im Baselbiet eingeführt hat. Der Bändertanz um den mit Seidenbändern geschmückten Maibaum, der wegen der Seidenbandindustrie für die Region Basel besonders passend schien, wird auch in Muttenz gepflegt und hoch gehalten.
Im Jahr 1984 zählte der Volkskundler Eduard Strübin 38 Baselbieter Gemeinden mit einem Maibaum; 2017 waren es sogar 45.
Ursprünglich war es vielleicht ein heidnischer Frühlingsbrauch, gilt der Maibaum doch als Symbol des kommenden Frühlings. Er steht für Freiheit, Fruchtbarkeit, Kraft und Standhaftigkeit.