Der Adlertunnel der SBB ist ein einröhriger Eisenbahntunnel mit einer Länge von 5.3 km. Als Doppelspurtunnel bietet er eine direkte Verbindung zwischen Liestal und Muttenz auf der Linie Basel-Olten und dient somit als Entlastung der Hauensteinlinie zwischen Basel und Liestal. Zusätzlich zur Entlastung sorgt der Tunnel für eine Reduktion der Fahrtzeit von Basel nach Olten um 1 Minute und 40 Sekunden. Der Tunnel wird mit Schnellzügen der Kategorien Intercity und InterRegio befahren.
Auf der Höhe von Muttenz zweigt die zweigleisige Neubaustrecke von der Stammlinie Bözberg und Hauenstein ab. Sie erstreckt sich in Richtung Südost und durchquert die Lachmatt. Der Adler, der dem Tunnel seinen Namen gab, ist eine Erhebung des Juragebirges mit einer Höhe von 535 m ü. M.
Der Bau des Tunnels dauerte von 1996 bis 1999 und erfolgte bergmännisch mit Hilfe einer Tunnelbohrmaschine. Somit weist er einen kreisförmigen Querschnitt auf. Die Neubaustrecke kann in die drei Teilabschnitte Tagbaustrecke Nord (841 m), bergmännischer Tunnel (4 264 m) und Tagbaustrecke Süd (223 m) gegliedert werden. Die zwei ersten Abschnitte stellten hohe Anforderungen an die Projektleitung, da der Tunnel durch verschiedene geologische Schichten führt. In Betrieb genommen wurde der Adlertunnel im Dezember 2000. Nach der Fertigstellung sind im Tunnel Deformationen (Hebungen) registriert worden. Diese liessen sich einerseits auf tiefer liegende Salzlager und andererseits auf den Quelldruck des Gebirges zurückführen. Dies führte zu Rissen im Innengewölbe, die durch Sofortmassnahmen gesichert werden mussten, um die Gebrauchstauglichkeit des Tunnels weiterhin gewährleisten zu können.
Die SBB planen nun, den circa 40 m langen, schadhaften Tunnelabschnitt umfassend zu sanieren, damit die Nutzungsdauer des Tunnels wieder jener des Gesamtwerks entspricht.
Die weltgrösste Tunnelbohrmaschine, getauft auf den Namen Atalanta, durchbohrte den Adlertunnel. Sie wog 2 000 t, wies einen Bohrdurchmesser von 12,58 m auf und war 190 m lang.
Foto: Felix Gysin, Mikrofilmstelle, Liestal
Der Bohrkopf der Atalanta ist mit Rollmeisseln besetzt. Während starke Elektromotoren den Bohrkopf langsam drehen, wird über hydraulische Pressen ein bis über 2 000 Tonnen hoher Anpressdruck gegen den Fels erzeugt. Unter dem grossen Druck der Rollmeissel splittern kleine Felsstücke ab. Diese gelangen über Förderbänder in den rückwärtigen Bereich, von wo sie über Bänder abtransportiert werden.
Foto: Felix Gysin, Mikrofilmstelle, Liestal
aus: Muttenz zu Beginn des neuen Jahrtausends, 2009, S. 168, Autoren: Stefan Raaflaub und Patrick Thum